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Kölsch ohne Drive

■ „Tod am Meer“, 20.15 Uhr, ARD

Irgendwie hat Kommissar a.D. Hermann-Josef Klefisch mal wieder den richtigen Riecher. Den zarten Fisch, den ihm die aparte Witwe seines verstorbenen Freundes da auf der Terrasse ihrer schmucken Villa an der französischen Kanal-Küste serviert, will er partout nicht anrühren. (Was ihm freilich nicht allzu schwer fällt, solange auch dort dat lecker' Kölsch auf dem Tisch steht.) Wieso Klefisch in diesem Moment schon gerochen hat, daß jene Cilly, die ihn auch noch so nett am Öhrchen krault, in Wahrheit eine üble Giftmischerin ist, bleibt freilich bis zum Ende sein Geheimnis. Wahrscheinlich ist's jenes schwer verfilmbare Gemisch aus Intuition und Erfahrung.

Wie auch immer, der vierte Fall, den Autor Hans Werner Kettenbach dem kölschen Urgestein Willy Millowitsch da auf den Leib geschrieben hat, läßt sich allenfalls mit kaum noch vertretbarem Wohlwollen ins Krimi-Genre stecken. Wie der inzwischen weit über 80jährige da durch die Szenerie stapft, ergriffen auf Domtürme oder des Meeres Weiten blickt und zwischendurch über einen Fall grübelt, der nur mit Mühe als solcher zu erkennen ist, kann bestenfalls als „Wiederentdeckung der Langsamkeit“ im deutschen Fernseh- krimi durchgehen. Millowitsch spielt in erster Linie Millowitsch, doch eigentlich liegt die Malaise gar nicht mal bei ihm. Das Buch ist einfach mies, und Regisseur Kaspar Heidelbach ist wenig eingefallen, um der Tristesse auch nur ein Minimum an Drive zu geben. Viel kölsches Lokalkolorit (inklusive der Musik der Mundart-Schlichtrocker „Brings“) allein ist halt ein bißchen wenig.

Ähnliches scheint auch Autor Kettenbach und dem Westdeutschen Rundfunk inzwischen zu dämmern. Nach dieser vierten Ausgabe soll Klefisch endgültig in den verdienten Ruhestand geschickt werden. Mag er ihn genießen und sich dat Kölsch schmecken lassen. Hubert Hottner

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