: Einsam in Seattle
Altwerden ist schön. Das Leben wird reicher. Und irgendwann ist er da, jener Moment, da man sich selbst gegenübersteht. Nun müssen Schmerzen und Trauer nicht mehr verdrängt werden, sondern können sich endlich ordnungsgemäß über dem Kissen abregnen.
In den Kontaktanzeigen des Seattle Weekly können sich die Kunden aus einer langen Liste von Abkürzungen bedienen, um Platz zu sparen. „DAFNS seeks HWP M, ND NSTD“ heißt: Divorced asian female nonsmoker sucht height/ weight proportionate (d.h.: nicht fett) male, no drinks/drugs, no sexually transmitted disease. Damit nicht genug braucht, wer auf eine solche Anzeige antworten möchte, keinen Brief mehr zu schreiben, sondern kann seine Antwort telefonisch auf ein Band sprechen. Doch die wahrhaft Einsamen sind noch einen Schritt weiter: Immer wieder renne ich hier in Leute, die eine Baseballkappe tragen mit der Aufschrift „100% Single“.
Ich bin in die „Grunge“-Hauptstadt Seattle geflogen, um mit Chris Isaak über Einsamkeit zu diskutieren. Der Mann kennt sich aus: auch er sucht immer nach der Richtigen. Schnell beginnen wir, geliebte Songs auszutauschen...
Hier bricht der Text ab, genauer, weigerte sich das Fax-Gerät, die zweite Seite auszuspucken. Da wegen der Zeitverschiebung der Kolumnist sich im tiefsten Schlummer befand, als wir das Mißgeschick entdeckten, bestand keine Möglichkeit, eine Fortsetzung zu erhalten (denn sein Schlaf ist uns heilig). Wer also die Unterhaltung von Detlef Diederichsen mit Chris Isaak weiterverfolgen will, der muß entweder heute im Sorrento Hotel in Seattle unter 2066226400 anrufen oder auf die nächste Kolumne hoffen. Sorry Folks!
von Detlef Diederichsen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen