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Rußland einigt sich mit Indien

■ Schuldenkompromiß gefunden/ Rußland will mehr Waffen verkaufen

Neu-Delhi (AP) – Rußland und Indien haben sich am Donnerstag nach zähen Verhandlungen auf eine Umschuldung geeinigt und eine Fortsetzung ihrer Rüstungskooperation vereinbart. Präsident Boris Jelzin teilte in Neu-Delhi mit, die Meinungsverschiedenheiten über die Rückzahlung der indischen Verbindlichkeiten gegenüber Rußland seien in Gesprächen mit Ministerpräsident Narasimha Rao überwunden worden. Während Indien seine Schulden in Moskau stets mit zwölf Milliarden Dollar angab, bestand Moskau auf der Rückzahlung von 15 Milliarden. Grund der Differenz waren offenbar unterschiedliche Rubelkurse bei der Umrechnung der Auslandsschulden.

Im Gegensatz zu Besuchen früherer Moskauer Politiker, die in Indien als Vertreter der generösen Weltmacht auftraten und bereitwillig Kredite vergaben, war Jelzin ausgesprochen sparbewußt zu seinem dreitägigen Besuch angereist. Einerseits hatte er die Absicht, im Interesse seines eigenen Landes die indischen Schulden einzutreiben, andererseits war ihm daran gelegen, die engen wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen der beiden Länder zu erhalten.

Jelzin traf sich am zweiten Tag seines ersten offiziellen Indienbesuches auch mit Staatspräsident S.D. Sharma. Danach bekräftigte er seine Absicht, weiter Waffen nach Indien zu liefern. Die militärische Zusammenarbeit solle sich „ausschließlich im Interesse Indiens entwickeln“, sagte Jelzin vor der Presse.

Gleichzeitig versuchte er vor Journalisten Bedenken zu zerstreuen, daß die Freundschaft zwischen Rußland und Indien zu Lasten eines dritten Landes gehen könnte. Da sich die russische Außenpolitik gegen kein Drittland richte und gegen die Entwicklung von „internationalen Achsen, Dreiecken, Polygonen oder anderen Blöcken“ sei, begründe man die künftigen Beziehungen auf „gegenseitigem Nutzen und gemeinsamer Achtung“, sagte Jelzin.

Rußland konkurriert mit Großbritannien und Frankreich um einen auf 500 Millionen Dollar geschätzten indischen Auftrag für 88 Schulungsflugzeuge für die indischen Streitkräfte. Das Rüstungsgeschäft ist stets ein großer Bestandteil des sowjetisch-indischen Handels gewesen, dessen Umfang sich von fünf Milliarden Dollar 1990 auf drei Milliarden im vergangenen Jahr verringert hat.

Die indische Regierung hatte eine Auslagerung von Fertigungsschritten nach Indien gewünscht und konnte sich damit offenbar durchsetzen. Nach Angaben Jelzins kamen beide Seiten darin überein, eine gemeinsame Fabrik zur Produktion militärischer Ersatzteile zu errichten.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 hat Rußland nicht mehr genügend Ersatzteile für seine Rüstungsexporte nach Indien liefern können, und der indischen Armee waren die Ersatzteile ausgegangen.

Jelzin unterstützte das indische Anliegen, im Weltsicherheitsrat den moslemischen Aufstand im nördlichen Grenzstaat Jammu- Kaschmir zur Sprache zu bringen. Indien wirft Pakistan vor, die Rebellen dort zu bewaffnen und auszubilden, was von Islamabad bestritten wird.

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