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Parteien-Allianz gegen Bürger-Hysterie

■ Bezirksversammlung Eimsbüttel für Drogenberatungsschiff auf dem Isebek-Kanal / Bürgerinitiative will dagegen klagen

auf dem Isebek-Kanal / Bürgerinitiative will dagegen klagen

Der Streit um die geplante Drogenberatungsstelle am Isebekkanal hat am Donnerstag abend ein vorläufiges Ende gefunden. Mit den Stimmen aller vier Fraktionen votierte die Eimsbüttler Bezirksversammlung einhellig für die Errichtung einer auf Pontons schwimmenden Beratungsstelle mit Café. Der Abstimmung war eine Bürgerfragestunde vorausgegangen, in der die „Bürgerinitiative gegen das Drogenschiff“ noch einmal ordentlich Dampf ablies.

Der Senat habe nichts Besseres zu tun, als nach St.Georg „weitere Stadtteile mit der Drogenszene zu verseuchen“, sagte eine ältere Dame zu Beginn der Debatte. Sie appellierte an die Bezirksparlamentarier, die Fraktionsdisziplin zu durchbrechen und mit „Nein“ zu stimmen. Andere Bürger malten in schillernden Farben ihre Angst vor Drogenelend und Kriminalität an die Wand, ein Mann forderte sogar einen Waffenschein. Es meldeten sich aber auch Schüler und Elternvertreter der umliegenden Schulen zu Wort, die sich gegen die Panikmache aussprachen. „Es gibt viele Eltern, die gern mithelfen würden“, erklärte die Vorsitzende des Eimsbüttler Kreiselternrats, Miriam Burghardt. Höhnisches Gelächter im Publikum: „Die werden schon noch bestraft werden!“

Im Rahmen der „akzeptierenden Drogenarbeit“ werden in allen Stadtteilen dezentrale, niedrigschwellige Hilfsangebote eingerichtet. In St.Georg, Altona, Wandsbek, Barmbek, Eilbek, Bergedorf, Wilhelmsburg und St.Pauli gibt es bereits derartige Anlaufstellen, in denen neben Beratungen auch Spritzentausch und warme Mahlzeiten angeboten werden. In Eimsbüttel hatte man zwei Jahre nach geeigneten Räumen gesucht und nichts gefunden. Der Ponton auf dem Wasser ist eine Notlösung. Andere, von der Bürgerinitiative vorgeschlagene Standorte, wie eine Beratungsstelle im Bezirksamt selbst, erwiesen sich als nicht sinnvoll. Der Abstimmung am Donnerstag waren zahlreiche Informationsabende vorausgegangen, bei denen unter anderem Experten der Kripo berichteten, daß erfahrungsgemäß im Umfeld von Beratungsstellen kein Anwachsen der Kriminalität zu beobachten sei.

„Niemand kann ausschließen, daß es zu Beschaffungskriminalität kommt“, sagte die GAL-Abgeordnete Cornelia Mertens. Dennoch gebe es gute Gründe dafür, diesen Weg zu gehen. Gebe es doch schon heute Drogenabhängige im Stadtteil, für die man Verantwortung trage. Neben der GAL-Politikerin bedauerten auch Olaf Ohlsen von der CDU und die FDP-Abgeordnete Lorna Doellken das Verhalten der Presse, die durch Reizwörter wie „Geheimplan“ und „Drogenschiff“ eine Hysterie im Stadtteil ausgelöst habe. Die sorgfältig geplante Bürgerbeteiligung bei der Entscheidung sei im Vorwege torpediert worden.

Die Bürgerinitiative, die 2600 Unterschriften gesammelt hatte, kündigte im Anschluß an die Versammlung rechtliche Schritte an. In der Sozialbehörde ist man dagegen zuversichtlich, daß das Projekt jetzt zügig realisiert wird. kaj

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