piwik no script img

Kirchensynode: Moralrevision und Mitgliederschwund

Die Kirche, bislang im Bild der Öffentlichkeit eher Hüterin einer restriktiven Moral, will ihre gesellschaftliche Position überdenken. Das jedenfalls läßt die seit gestern in Rendsburg tagende Nordelbische Synode hoffen, auf der die evangelische Kirchenleitung über die Zukunft des Christentums nachdenkt.

Im Gespräch ist unter anderem die christliche Neu-Beurteilung der Homosexualität. Der Vorsitzende der nordelbischen Kirchenleitung, Bischof Karl Ludwig Kohlwage, sieht die Notwendigkeit dafür in neuen humanwissenschaftlichen Forschungsergebnissen und in neuen exegetischen Erkenntnissen.

Die Gruppe „Homosexuelle und Kirche“ (HUK), schätzt den Lesben- und Schwulen-Anteil bei den PastorInnen auf circa 10 Prozent. Das entspricht dem gesellschaftlichen Durchschnitt. Der seit drei Jahren bestehende Konvent lesbischer und schwuler Theologinnen und Theologen hat nach eigenen Angaben etwa 30 Mitglieder. Die Gespräche mit den kirchenleitenden Gremien bezeichnete Gorski als „außerordentlich erfrischend und hoffnungsvoll.“

Ein anderes Thema der Synode: das Sinken der Mitgliederzahlen. Vom Gründungsjahr 1977 bis 1991 traten 700000 Menschen aus der nordelbischen Kirche aus. Während die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen betonte, daß die Zahl der Gottesdienstbesucher keineswegs generell rückläufig sei, wies der Schleswiger Bischof Hans Christian Knuth darauf hin, daß es 1700 Jahre lang eine von der Obrigkeit verordnete Religionszugehörigkeit gegeben habe und man jetzt nicht mit einer 90prozentigen Kirchenzugehörigkeit rechnen könne. Die Präsidentin der Synode, Elisabeth Lingner, verglich die Leistungen der Kirche mit denen von Bürgerinitiativen: „Mancher Verein kann sich etwas davon abschneiden, wie die Kirche im einzelnen arbeitet.“ dpa/taz

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen