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Mehr Bremer Geld für Klöckner-Hütte?

■ Wedemeier dachte laut über einen 10 Prozent-Landesanteil nach und dementierte

Würde der Bremer Senat notfalls auch mit 60 Millionen in eine sanierte Klöckner-Hütte einsteigen? Gestern morgen zwischen sechs und acht Uhr meldete Radio Bremen das gleich viermal. Dann hatte der Senatspressesprecher die Nachrichten gehört und reagierte schnell mit einem Dementi: „Reine Spekulation.“ Mittags dementierte Bürgermeister Wedemeier etwas energischer: „Wir haben das Geld gar nicht.“

Noch am vergangenen Freitag hatte Wedemeier erklärt, Bremen werde sich ggf. mit 20 Millionen Mark für ein Gelände und eine Bürgschaft an der Sanierung der Klöckner-Hütte beteiligen (vgl. taz 30.1.). In der Tat ist die öffentliche Spekulation darüber, das Land könnte mit 60 Millionen Gesellschafterkapital dabei sein, für den Verhandlungspartner Bremen nicht gerade geschickt. Denn Bremen würde bei einer 10-Prozent-Beteiligung an der Hütte anteilig das Schuldenrisiko übernehmen: Wenn der Vergleich gelingt und die Gläubiger auf 60 Prozent der 2,7 Milliarden Schulden verzichten, blieben das immerhin 1,08 Milliarden. Bremen übernähme also das Risiko für 10 Prozent davon, weitere 100 Millionen.

Das kann Bremen nicht machen, argumentiert Senatssprecher Sondergeld, weil im Rahmen des Sanierungsprogramms auch aus Nordrhein-Westfalen erhebliche Summen erbeten werden und insbesondere die Stahlindustrie an Rhein und Ruhr die Zeche zu zahlen hätte, bei denen um so mehr Arbeitsplätze abgebaut werden müßten.

Das Dementi aus dem Rathaus hat aber einen Schönheitsfehler: Es war Bürgermeister Wedemeier selbst, der den Radio-Bremen-Redakteur in einem Gespräch auf die Fährte gesetzt hat: Von einem langen Hintergrund-Gespräch hat der Reporter als Wedemeier-Äußerung notiert: Eine Beteiligung mit 60 Millionen würde zehn Prozent bringen und sei die absolute Obergrenze, die sich das Land leisten könne.

Daß ein größerer Beitrag Bremens erforderlich wäre, wenn die Hütte an der Weser gerettet werden soll und nicht — wie der Spiegel mutmaßt — im Interesse der Stahl-Standorte von Thyssen und Krupp/Hoesch an Rhein und Ruhr geschlossen werden soll, macht dabei durchaus Sinn. Wedemeier ging in dem Hintergrund- Gespräch davon aus, daß auch die Stadtwerke, die senatseigene Hibeg oder etwa der Vulkan-Konzern sich beteiligen könnten. Insgesamt will der Duisburger Klöckner-Konzern seine Anteile an der Bremer Hütte offenbar unter 50 Prozent drücken — und niemand kann soviel Interesse an einer Investition in den Stahl haben wie das Land Bremen und „seine“ Unternehmen.

Alles hängt allerdings davon ab, wie die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die West-LB die wirtschaftlichen Perspektuven der Stahlstandorte einschätzen. Diese drei Banken stecken nämlich auch hinter den anderen Stahlkonzernen Thyssen und Krupp/Hoesch und entscheiden so letztlich wesentlich mit, wo die 30 Millionen Tonnen Stahl-Überkapazitäten in Deutschland gestrichen und wo 8000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen.

Eingehende Untersuchungen der modernen Bremer Hütte haben offenbar Standortvorteile dokumentiert, deshalb betreiben die Banken die Sanierung der Bremer Hütte. Für die Georgsmarienhütte ist nach Informationen von Radio Bremen ein management-buy- out in der Diskussion. Mit niedersächsischer „Begleitung“ könnten Spitzenmanager die Osnabrücker Edelstahl-Hütte übernehmen, Klöckner wäre sie los — als Chef ist der Name des Bremer Hüttenchefs Jürgen Großmann im Gespräch. K.W.

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