Die Queen mit Monatskarte?

Dublin (taz) – Muß die britische Königin sich wegen der Gedankenlosigkeit einiger Tory-Politiker demnächst mit dem gemeinen Volk in überfüllten Eisenbahnen um einen Sitzplatz balgen? Das neue Privatisierungsgesetz für „British Rail“, das gestern in zweiter Lesung ins Unterhaus eingebracht wurde, erwähnt den königlichen Zug nämlich mit keinem Wort. Mehrere Staatssekretäre haben deshalb die Verhandlungen mit dem Buckingham-Palast aufgenommen, um zu klären, wer für den Betrieb des Zuges – und die Kosten in Höhe von 1,4 Mio. Pfund pro Jahr – nach der Privatisierung der Eisenbahngesellschaft zuständig ist. Da auch das Schienennetz privatisiert werden soll, müßte die Queen dann womöglich Einzelverhandlungen mit zahlreichen Privatunternehmen führen, damit ihrem Zug auf der Fahrt von der Windsor-Castle-Ruine nach Schloß Balmoral Vorrang vor dem Linienverkehr eingeräumt wird.

Und noch eine Demütigung: Der Staatssekretär für die Armee, Archie Hamilton, hat am Montag bekanntgegeben, daß der königlichen Yacht „Britannia“ der Titel als „schwimmendes Reserve-Militärkrankenhaus“ aberkannt worden sei. Das Schiff, das im Jahr neun Millionen Pfund Steuergelder verschlingt, sei zu alt für diese Rolle. Aber für die Queen ist der alte Kahn angeblich noch gut genug: Hamilton machte keinen Vorschlag, ihr ein neues Boot aus dem Rüstungsetat zu spendieren. Ralf Sotscheck