: L.A. vor Gericht
■ Heute beginnt in Los Angeles der zweite Rodney-King-Polizeiprozeß
Los Angeles (AFP) – In Los Angeles laufen die Vorbereitungen für den zweiten Prozeß gegen vier weiße Polizisten, deren Freispruch im April 1992 die größten Rassenunruhen in der Geschichte der USA ausgelöst hatte. Die Polizisten werden beschuldigt, den schwarzen Autofahrer Rodney King aus seinem Wagen gezerrt und brutal zusammengeschlagen zu haben. „Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor und hoffen das Beste“, sagt der stellvertetende Bürgermeister von Los Angeles, Mark Fabiani, vor dem heutigen Beginn des zweiten Prozesses gegen die Polizisten.
Im vergangenen Jahr war es in Los Angeles zu Ausschreitungen, vor allem im von Schwarzen bewohnten Viertel South Central gekommen, nachdem ein Schwurgericht im kalifornischen Simi Valley die Polizisten freigesprochen hatte. Bei den Unruhen waren 58 Menschen getötet und 2.383 weitere verletzt worden. Daraufhin hatte die Regierung des damaligen Präsidenten George Bush den Freispruch angefochten und ein neues Verfahren beantragt.
Vor dem neuen Prozeßbeginn hat der Bürgermeister von Los Angeles, Tom Bradley, versucht, die Schwarzen und Hispanics in der Stadt zu beruhigen. Die Stadtverwaltung habe in den am meisten durch Unruhen gefährdeten Stadtbezirken freiwillige Helfer von Tür zu Tür geschickt, die die Bevölkerung davon überzeugen sollten, während des Prozesses die „Ruhe“ zu bewahren, sagt Peter Arenella von der Juristischen Fakultät der Universität von Kalifornien: „Die örtlichen Behörden haben versucht, den Leuten klarzumachen, daß neue Unruhen ihnen schaden.“ Trotzdem sei die Stimmung sehr gespannt, räumte der stellvertretende Bürgermeister Fabiani ein. Die Polizei von Los Angeles investierte eine Million Dollar in Sicherheitsvorkehrungen. Einige Bürger treffen jedoch lieber selbst Schutzmaßnahmen, anstatt sich auf die Polizei zu verlassen. „Ich glaube, ich werde bewaffnete Angestellte auf dem Dach postieren müssen“, sagt Bob Bower, Besitzer eines Waffengeschäftes. Bei den Unruhen im vergangenen Jahr hatte der Geschäftsmann Verluste von 700.000 Dollar erlitten.
Zu Anfang des Prozesses soll zunächst damit begonnen werden, Geschworene für das Verfahren zu bestimmen. Das allein könnte etwa zwei Monate dauern, denn nach Ansicht von Experten wird es außerordentlich schwierig sein, unter den 350 Kandidaten unparteiische Geschworene zu finden. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist der Meinung, die vier Polizisten müßten diesmal schuldig gesprochen werden.
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