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Das Chamäleon und der Recycle-Schmuck

■ Ingrid Naujok, Art Consulting, dampft in allen Kunstgassen / Jetzt vertreibt sie MüllArt von Peter Edwards

Sie dampft in vielen Gassen, schiebt hier was an, entdeckt dort ein Talent, nimmt immer wieder Anlauf, und wenn sie ihre Ruhe haben will, nimmt sie die Farbe der Umgebung an: Ingrid „Ina“ Naujok nennt sich selbst ein „Chamäleon“. Seit 15 Jahren organisiert sie Kunst in Bremen, interpretiert und vertreibt sie. Ihren Beruf hat sie natürlich erfinden müssen; auf ihrer Visitenkarte steht „Art Consulting“. Ihr jüngstes Projekt heißt Peter Edwards.

Wie sie an Peter Edwards kam? Da muß man ein bißchen ausholen. Zuerst war sie ja Lehrerin, damals, vor 15 Jahren. Englisch und Kunst. Vom Beruf hat sie gelassen, als sie merkte, „da gab es nichts mehr zu erobern". Erst hatte sie eine Galerie im Fedelhören, Tanz, Performance, Neue Musik. Alles brotlos, trug sich soeben. Und Englisch unterrichtete sie weiter privat, fürs Brot.

Eines Tages, vor etwa fünf Jahren, hatte sich die Galerie- Idee „erschöpft“. Ein neuer Gedanke kam, der später „TIL“ heißen sollte: „Trans International Learning“. Nachhilfe in Englisch plus Aufenthalt in England plus Kunst - alles verbunden mit der Methode des „Super Learning“. Ganz entspannt diesseits und jenseits des Kanals. Und jenseits lebte Peter Edwards.

Peter Edwards ist ein Freak. Ein Uralt-Hippie, der zu Hippie- Zeiten richtig gefragt war. Er ist nämlich Künstler. In einer ehemaligen Kirche an der Südostküste Englands haust Edwards mit seiner Cynthia und drei Kindern zwischen Gegenständen, die allgemein als Müll bezeichnet werden. „Rubbish“. Damals, als die Flowers noch Power hatten, war seine MüllArt bunt und billig und darum beliebt. Aus lauter leeren Plastikgefäßen, Glas und Holzresten schmolz und klebte er Schmuck für lustige Leute. Sowas wollte dann zehn Jahre niemand mehr sehen.

Heute aber heißt die Kunst von Edwards „Recycling Kunst“, ist top-aktuell und immer noch bunt und billig. Mit ihren „TIL„-SchülerInnen besucht Ingrid Naujok ihn regelmäßig, und auf dem Rückweg nimmt sie seine Sachen mit. Z.B. „recycling jewellery“, quietschbunte Armreife, die irgendwie an Müllplatz, andererseits aber an unbefangen fröhliche Kunst aus Südamerika erinnern. Ingrid Naujok vertreibt die Unikate, die sich nicht zwischen Kunst und Kunsthandwerk entscheiden wollen, von ihrer Bremer Wohnung aus - und die ersten Sammler haben schon bestellt.

Also wieder mal eine Galerie? Ach was, ruft das Chamäleon und hat schon wieder die Farbe gewechselt und erzählt von Edith Stephen und was die vorhat in Dangast; die alte Choreografin aus New York hat sich ein Ereignis in den Kopf gesetzt, Musik, Tanz, Installation in der Bucht von Dangast, Ende Juli, große Sache, etliche KünstlerInnen beteiligt, Motto: „Paradise - lost and found“. Konzept: Ingrid Naujok. Bus

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