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Brasilien will wieder Käfer produzieren

■ Uralt-Modell wird erneut subventioniert

Mit erheblichen Steuersubventionen des Staates wird in Brasilien der Volkswagen-Käfer wieder zum Leben erweckt. Präsident Itamar Franco und der Chef des VW/Ford-Autolatina-Konzerns, Pierre-Alain de Smedt, unterzeichneten in Brasilia eine Übereinkunft, wonach das Wolfsburger Uraltmodell vom kommenden Sommer an gebaut und für 6.850 Dollar (rund 11.300 DM) angeboten werden soll. Die Käfer-Produktion war in Brasilien 1986 eingestellt worden. Seitdem wurde er nur noch in Mexiko hergestellt.

Die Wiederkehr des Käfers stieß bei den Brasilianern, soweit sie sich für Autos interessieren, auf helle Begeisterung. Im Fernsehen hieß es, 80 Prozent der Bevölkerung wollten den Käfer wiederhaben, der in Brasilien als brasilianisches Auto gilt — mit einem hohen Symbol- und Gefühlswert. Mit der Produktion des Käfers Ende der fünfziger Jahre begann in Brasilien praktisch die Industrialisierung, die das Land revolutionierte.

Es gab aber auch Kritik: Metallarbeiterchef Vicente Paulo da Silva sagte am Sonnabend, er hätte sich als staatlich gefördertes „Auto fürs Volk“ einen moderneren Wagen gewünscht, der auch exportiert werden könnte. Der Oberbürgermeister von Rio, Cesar Maia, lehnte subventionierte Billigautos grundsätzlich ab, weil sie die Städte noch mehr verstopften. Das Geld sollte besser für die Entwicklung moderner Massentransportsysteme ausgegeben werden.

Die Steuerbefreiung für den Käfer macht rund 30 Prozent aus. Andere Autohersteller Brasiliens — General Motors und Fiat — wollen jetzt ebenfalls Steuerbefreiungen für ihre Kleinautos.

Volkswagen verpflichtete sich, für den Käferbau 30 Millionen Dollar zu investieren und 800 neue Arbeitsplätze einzurichten. Arbeitplätze neu entstehen. Ziel ist die Produktion von 20.000 Wagen pro Jahr. Nur ein halbes Prozent der knapp 150 Millionen Brasilianer kann sich nach Berechnung von Arbeitsminister Walter Barelli ein fabrikneues Auto leisten. Durch den VW-Käfer würden es ein Prozent werden. dpa

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