: Somalia frustriert die USA
■ Die US-Truppen in Somalia werden nervöser/ Wann kommt die UNO?
Mogadischu (wps/AP) – Mit aufgeregtem Winken rennt der 13jährige Junge in den Verkehr hinein, direkt vor ein US-Militärfahrzeug. Er hält etwas in der Hand und ruft den Soldaten zu. Sekunden später ist der Junge tot – von den GI's erschossen.
Man hätte befürchtet, so hinterher ein Militärsprecher, daß der Kleine eine Granate werfen könnte. Die Straße wurde daraufhin abgesucht – aber keine Granate gefunden. Nun wird gemutmaßt, daß er vielleicht nur Zigaretten verkaufen wollte.
Der Zwischenfall vor wenigen Tagen auf einer der geschäftigsten Straßen der somalischen Hauptstadt bezeugt die Nervosität der US-Interventionstruppe, die sich von allen Seiten bedroht sieht: von Heckenschützen auf Dächern, von Kindern mit Steinen, von Hitze, Staub und offenkundig mangelnden Erfolgserlebnissen. Etwa 20 Bewohner Mogadischus sind seit Beginn der Intervention von US- Truppen erschossen worden; zwei US-Soldaten sind gefallen.
Bis zum 15.Februar sollen die 14 wichtigsten politischen Fraktionen Somalias eine schriftliche Aufstellung ihrer Waffenbestände und Stützpunkte übergeben, so ein gemeinsamer Brief der US- und UN- Kommandeure vom Donnerstag. Dies soll „den Entwaffnungsprozeß fördern“, heißt es. Derweil gehen die US-Soldaten zu einer neuen Art von Entwaffnungsaktion über: Kinder, die ihre Spielzeuggewehre abgeben, erhalten Lebensmittelpakete. Die Erwachsenen mit richtigen Gewehren schießen weiter: Am Wochenende brachen frische Kämpfe entlang der „Grünen Linie“ in Mogadischu aus, die die Herrschaftsgebiete der Kriegsherren Ali Mahdi und Farah Aidid trennt. Die in unmittelbarer Nähe stationierten US-Soldaten griffen nicht ein.
„Je früher, desto besser“ solle die UNO das Kommando in Somalia übernehmen, sagte UNO-Generalsekretär Butros Ghali am Donnerstag. „Ich hoffe, es ist eine Frage von Wochen.“ Danach, so der Leiter des UNO-Entwicklungsprogramms (UNDP), William Draper, sollten 5.000 somalische Polizisten in Mogadischu für Ruhe sorgen. Ihre Aufstellung kostet 2,4 Millionen Dollar – Teil eines 20-Millionen-Dollar-Programms für den Wiederaufbau, das das UNDP am Freitag billigte.
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