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„Mainstream provoziert"

■ Wiglaf Droste am Mittwoch in Bremen

Wiglaf Droste, geboren 1961 in Herford / Westfalen war taz- und Titanikredakteur und lebt jetzt als Schriftsteller, Journalist und Gelegenheitssänger in Berlin, wo er mit Michael Stein das "Benno Ohnesorg"-Theater betreibt.

Heute abend ist er Gast im "Studio" auf den Höfen, wo er aus seinen geistreichen, witzigen und zynischen Kommentaren zum Leben liest, welches alles mitgeschnitten wird für eine CD-Produktion vom "Frühstyxsradio".

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Wiglaff Droste

taz: Ist mein Eindruck richtig, daß du lieber Pop-Star als Autor geworden wärst?

Wiglaf Droste: Ich bin Pop-Star.

Bisher zumindest schreibst Du mehr, als du singst.

Wenn man über Pop redet, dann hat das mit Singen oder Nicht-Singen erstmal wenig zu tun. Pop ist ja nur die Abkürzung von „populäre Kultur“, und das, was ich mache, ist eben populär.

Aber die richtige Wiglaf Droste-Hype, die gibt es trotzdem noch nicht.

Das ist auch ganz in Ordnung so, wie es ist. Es geht nicht um Hype, sondern um Inhalte, und daß die nicht von aller Welt gehypt werden, das ist schon klar. Das ist auch durchaus so angelegt, daß das gar nicht passieren kann.

Viele Leute halten dich für einen Provokateur. Was hältst Du von dem Etikett „Provokateur“.

Ein Kollege von Dir, Michael Schweizer, der schrieb den schönen Satz: „Wer Droste als Provokateur etikettiert, verwechselt die beliebig anwendbare Methode mit den klar umrissenen Zielen.“ Das hat mich sehr gefreut, daß jemand mal das schreibt, was ich selbst eigentlich auch denke .

Für mich gibt es keine größere Provokation als Mainstream, Common Sense und diese Sorte Langeweile, die von den entsprechenden Medien verbacken wird. Das finde ich durchaus eine Provokation, die Provokation des sogenannten guten Geschmacks. Oder die Provokation des guten Willens, wie man sie sich beispielsweise bei den Lichterketten angucken kann, wo Leute glauben, wenn siebzehn Leute totgeschlagen und verbrannt werden, ist es an der Zeit, sich auf die Schulter zu klopfen, dafür, daß man ein guter Mensch ist. Auf diese Provokation reagiere ich dann schreibend.

Was sind denn Deine „klar umrissenen Ziele“?

Ein Ziel ist sicherlich, die Verbindung von Komödie und Klassenkampf durchzusetzen. Dafür zu sorgen, daß, wann immer es um sogenannte ernste Themen geht, man die auch durchaus auf unernste Art und Weise behandeln kann, im nächsten Satz aber wieder sehr ernst wird, möglicherweise.

Also eine Herangehens-weise, wie sie zum Beispiel Kurt Vonnegut in die amerikanische Literatur eingeführt hat, der beispielsweise das Thema Massenmord in „Slaughterhouse 5“ einerseits wirklich umwerfend komisch und andererseits ganz bitterernst behandelt.

Solche Dinge, die es gibt es normalerweise nicht in einer Zeitung in Deutschland. Da sagt man sofort: „Ne, so geht das wirklich nicht.“ Nie begründet jemand, warum eigentlich nicht, und immer wird von demjenigen, der das tut, erwartet, daß er sich dafür rechtfertigt.

Bist Du ein Komödiant?

Ein Stück weit, klar, auch. Aber Du hast am Mittwoch Gelegenheit, Dich davon zu überzeugen.

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