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Der Preis der Banane

■ EG-Agrarminister weiter uneins

Brüssel (dpa) – Die EG-Agrarminister sind am Dienstag abend in Brüssel nach dreistündiger Debatte noch nicht zu einer endgültigen Entscheidung über die EG- Bananenmarktordnung gekommen. Die Zwölf unterbrachen am Abend die Sitzung, um mit den Regierungen Rücksprache zu halten. Die Marktordnung, die bisher von der Mehrheit der EG-Staaten befürwortet wird, würde den deutschen VerbraucherInnen eine Verteuerung der beliebten Frucht bescheren. Sie würde auf der anderen Seite den Bananenproduzenten der kanarischen Inseln und der französischen Überseegebiete, die teurer produzieren als die lateinamerikanischen Bauern, den EG- Markt sichern.

Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert, der das „Bananenregime“ komplett ablehnt, hatte beim ersten Treffen mit seinen EG-Amtskollegen Verbündete: auch die Niederlande und Belgien sprachen sich gegen Teile der Marktordnung aus. Spanien, Frankreich, Portugal und Großbritannien wollten hingegen das Gesamtpaket, das von Importquoten für die sogenannten Dollar-Bananen aus Lateinamerika bis zu Unterstützungen für Bananenanbauer in der EG reicht, formal beschließen.

Bereits im Dezember 1992 hatten die EG-Agrarminister gegen die Stimmen Deutschlands und Dänemarks vereinbart, einen zwanzigprozentigen Zoll für ein Grundkontingent von zwei Millionen Tonnen Dollar-Bananen ab 1. Juli zu erheben. Für darüber hinausgehende Mengen sollen rund 170 Prozent Zoll fällig werden. Damit würde die bisherige zollfreie Einfuhr nach Deutschland hinfällig. Doch nach Ansicht Borcherts kann die 1957 Deutschland im „Bananenprotokoll“ zugestandene freie Einfuhr aber nur durch einen einstimmigen Beschluß geändert werden.

1991 verspeiste die EG-Bevölkerung 3,6 Millionen Tonnen Bananen, rund 2,3 Millionen Tonnen davon kamen aus Lateinamerika. Die Bananenproduzenten Lateinamerikas wollen ihren Widerstand gegen die geplanten Importbeschränkungen der EG auf einem Gipfeltreffen, zu dem neun Präsidenten aus süd- und mittelamerikanischen Ländern erwartet werden, heute in der ecuadorianischen Hafenstadt Guyaquil bekräftigen.

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