Pastoren auf dem Lande: einsam und frustriert

Pastoren gehören zum Mittelpunkt des Dorfes — und doch fühlen sich viele der jüngeren Seelsorger einsam und frustriert. Die althergebrachten Regeln sind ihnen fremd. Sie wußten nicht, daß zu einer Beerdigung im Dorf ein ausführlicher Lebenslauf gehört oder daß der Pastor beim 80. Geburtstag noch vor der Feuerwehr spricht. Studienleiter Jörn Albe vom Pastoralkolleg Ratzeburg: „Die jungen Pfarrer sind auf das dörfliche Leben nicht ausreichend vorbereitet.“

Auf dem Lande sind die Erwartungen an den neuen Pfarrer sehr viel höher als in der Stadt. Gisela Andresen (37), langjährige Pastorin in Steinberg bei Flensburg: „Die Menschen sagen dann: Jetzt hat unser Dorf wieder eine Seele.“ Doch die jungen Seelsorger haben Schwierigkeiten, sich in die neue Umgebung einzugewöhnen. Pastor Dieter Andresen (47): „Zwei Kulturen prallen aufeinander.“ Statt in der anonymen Uni-Stadt mit ihrem üppigen Kulturangebot leben die Dorf-Neulinge nun im „gläsernen Pfarrhaus“. Statt nach Feuerwehr und Sportverein sehnen sich viele bald zurück in die Stadt. Selbst ehemaligen Dorfbewohnern fällt die Umstellung schwer. epd