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Kampf mit dem Giftmüllteufel

■ Ministerialbeamte suchen Platz für Rumänien-Gift

Berlin (taz) – Der Teufel steckt im Detail. Jedenfalls, wenn man Giftmüll aus Rumänien zurückholen will. Nach Ultimaten von Greenpeace und monatelangen Verhandlungen hatte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) in der vergangenen Woche endgültig zugesagt, daß 400 Tonnen illegal nach Rumänien transportierter Giftmüll dort wieder abgeholt wird. Kaum hatte der Minister sein Machtwort gesprochen, ging das Gefeilsche zu Hause wieder los. Die Chemie AG in Bitterfeld, ausersehen als Zwischenlager für einen großen Teil des Mülls, sperrte sich. „Für rund hundert Tonnen ist bei uns Platz“, so Dieter Raschke von der Chemie AG zum Express Halle. „Wir müssen schließlich auch für unsere eigenen Produktionsabfälle Kapazitäten haben.“

Die Bonner Ministerialbeamten wollen aber erheblich mehr Rattengift und Pestizide in Bitterfeld unterstellen. „Das ist überhaupt nichts Besonderes für die dortigen Hallen“, so Bert-Axel Szelinski vom Bundesumweltministerium. Das Gift solle keineswegs – wie befürchtet – bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in Bitterfeld lagern, sondern so schnell als möglich entgültig entsorgt werden.

Den ganzen Tag arbeitete gestern eine Projektgruppe im Bonner Ministerium an der Lösung des Problems. Szelinski versicherte, der Müll werde trotz der Probleme in jedem Fall abgeholt. Der Transport solle mit der Bahn bewältigt werden.

Das Umweltministerium von Sachsen-Anhalt hatte am Morgen schon Fortschritte gemeldet. „320 Tonnen Giftmüll können in Bitterfeld eingelagert werden“, sagte Ministeriumssprecher Johannes Altincioglu der taz. „Das ist soweit geregelt“. 130 Tonnen des Giftmülls, der dafür geeignet ist, soll nach Altincioglus Angaben in das Giftmüllendlager im hessischen Herfa-Neuenrode gebracht werden. Im Gespräch für Giftchargen sind auch Sondermüllverbrennungsanlagen im hessischen Bibesheim, in Hamburg und in Nordrhein-Westfalen. ten

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