piwik no script img

Soundcheck: Jazz At The Opera mit Willem Breuker Kollektief / Karl S. Blue And His Magit Quells / Drei schwule Chöre

SOUNDCHECK

Heute abend: Jazz At The Opera mit Willem Breuker Kollektief. Wenn sich zehn mehr oder weniger distinguierte Herren auf den Brettern wälzen und dabei wie im Spasmus in silbrig glänzende Röhren pusten. Wenn aus jenen Röhren nicht etwa nur Röcheln oder undifferenziert infernalischer Lärm dringt, sondern gezieltes Kreischen oder gelegentlich auch eine Kindermelodie oder ein fetziger Riff. Wenn sich umfassende Kenntnis der Musikgeschichte einschließlich derjenigen der improvisierten Musik mit Souveränität mischt. Wenn schließlich der Klamauk sich zu einem mit einfachsten Mitteln gestalteten szenischen Kommentar verwandelt, dem Naivität ebenso fremd ist wie die betuliche Verklärung irgendwelcher Musikheiligtümer. Wenn Respektlosigkeit und Können zu den zentralen musikalischen Ausdrucksmitteln werden, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß Willem Breuker mit seinem blasenden Kollektief am Werk ist.

Anlaß des Konzertes an diesem ungewöhnlichen Ort, der Staatsoper, ist ein Gespräch von Generalmusikdirektor Gerd Albrecht mit dem Kulturkritiker Werner Burckhard, der seine Jazzplattensammlung, die angeblich zu einer der größten der Welt zählt, Albrechts neuem Instrumentenmuseum übereignet hat. step

Staatsoper, 23 Uhr

Heute abend: Karl S. Blue And His Magic Quells. Wer schon immer mal seine orginellen Zwischenrufe in den Lackrillen einer Punk'n'Roll-Scheibe wiederfinden wollte, hat heute im Logo die einmalige Gelegenheit, wenn Karl S. Blue ihre nächste Platte tapen. Vorraussetzung ist allerdings, daß die Band sich nicht zu oft verspielt und der Laden voll und laut ist. Mit dabei aus Finnland: Honey B. & The T-Bones, ein Trio mit Sängerin, das Psycho-Blues oder so spielt. tlb

Logo, 21.30 Uhr

Heute und morgen abend: Drei schwule Chöre. Der Hamburger Schwulenchor Scola Cantorosa hat jodeln gelernt. Das Schweiz-Programm, das heute uraufgeführt wird, ist der Beitrag der vierzig Sänger zum 6. europäischen schwul-lesbischen Chorfestival in Zürich im Mai. Präsentiert wird eine Revue mit Parodien auf volkstümliche Lieder rund um die Alpen. So haben Songs mit Herz und Schmerz, Walzer, ein Grand-Prix- Schlager und sogar die Neue Deutsche Welle ihren Platz auf der Almwiese gefunden. Als Gäste treten der Amsterdamer Chor Noot an de Man mit einem bunten Pop- und Schlagerprogramm und das Hamburger Vocalensemble Mezzavoce mit einem musikalischen Streifzug durch die Jahrhunderte auf. Die Moderation des Abends unter dem Motto „Wir machen Musik“ über-

1nimmt die aus der Schmidt-Mitternachtsshow bekannte Tunte Tamara Press. Werner Hinzpeter

Heute 20.30 Uhr und morgen 20 Uhr, Kleine Musikhalle

1Außerdem: Für alle, die sich gerne von neunmalklugen Texten und stumpfer Rockmusik den Brägen wegflexen lassen: Heinz Rudolf Kunze in der Sporthalle (20 Uhr).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen