: "Keine Gefahr durch Risse"
■ Reaktorsicherheitskommission schreibt AKW's gesund / Kiel spielt Motzki
/Kiel spielt Motzki
Die im Rohrleitungssystem des Kernkraftwerks Brunsbüttel festgestellten Risse haben nach Überzeugung der Reaktorsicherheitskommission (RSK) zu keiner Gefährdung geführt. Die Sicherheit der in Deutschland betriebenen Leichtwasserreaktoren sei nicht in Frage gestellt, versicherte die Kommission in einem gestern in Bonn veröffentlichten Zwischenbericht zu den bisherigen Überprüfungen.
Die Kommission betonte, bereits kleine Leckagen der betroffenen Rohrleitungen würden mit den vorhandenen Überwachungssystemen zuverlässig und rechtszeitig entdeckt. Die Anlagen seien auch sämtlich gegen den von Kritikern unterstellten Abriß dieser Leitungen ausgelegt. Selbst ein Abriß würde voll beherrscht werden, denn der dann auftretende Kühlmittelverlust würde durch das Einspeisen von Kühlwasser durch die Notkühlsysteme ausgeglichen werden, so daß keine Überhitzung der Brennelemente auftreten werde.
Das schleswig-holsteinische Energieministerium erklärte dagegen, die Ursachen der etwa 130 Rißbefunde in Brunsbüttel seien ungeklärt. Wann und ob das Atomkraftwerk wieder ans Netz gehe, sei völlig offen. „Eine Aussage über Umfang und Zeitraum der Untersuchungen oder eine Prognose über deren mögliches Ergebnis“ sei nicht zu treffen, hieß es aus Kiel. Das Ministerium wiederholte seinen Vorwurf, Qualitätskontrollen in deutschen Atomkraftwerken hätten Lücken. Bei Röntgenaufnahmen seien Manipulationen möglich. Das hätten Ermittlungen der Reaktorsicherheitsbehörde ergeben. Die Staatsanwaltschaft sei informiert worden. Die Mängel bezögen sich nicht nur auf Brunsbüttel, „sondern insbesondere auf das in Betrieb befindliche Atomkraftwerk Krümmel“. Es sei darum ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, um Anzahl und Qualität von Röntgenaufnahmen und gegebenenfalls Mängel beim Bestand der Prüfkontrolle zu ermitteln“, erklärte Ministeriumssprecher Ralf Stegner.
Eugen Prinz von der „Bürgerinitiative Leukämie in der Elbmarsch“ hält diese Stellungnahmen für „skandalös“. Im Hinblick auf das AKW Krümmel sei die „Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit aller Verantwortlichen äußerst fraglich“. Er sieht einen „akuten Handlungsbedarf“ durch das Energieministerium. Es könne nicht angehen, daß Kiel einerseits erhebliche Mängel für wahrscheinlich halte und lediglich ein Gutachten in Auftrag gebe. Außerdem habe die Staatsanwaltschaft wichtige Röntgenaufnahmen versiegelt. „Wer soll denn da was begutachten?“ Prinz fordert „aus Gründen des vorbeugenden Schutzes, Krümmel sofort vom Netz zu nehmen“. dpa/nm
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