Riesenkartoffeln raus

■ Anhörung zur Gentech-Ausweitung

Das Bundesgesundheitsamt kann jetzt entscheiden, ob auf Ackerflächen bei Northeim erstmals in Deutschland gentechnisch veränderte Nutzpflanzen im Freiland ausgesetzt werden. Die Anhörungen wurden Freitag in Northeim nach fünf Verhandlungstagen für drei Versuchsreihen in Südniedersachsen abgeschlossen. Über einen kleineren Versuch mit Zuckerrüben in Bayern soll noch in diesem Monat verhandelt werden. Über 3.000 Einwendungen gegen die Versuchsreihe waren von den Vertretern des Bundesgesundheitsamtes zur Kenntnis genommen worden.

Das Institut für genbiologische Forschung Berlin und die Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS) Einbeck hatten die Freisetzungsversuche beantragt. Die KWS will auf den Versuchsflächen bei Northeim und in Bayern Speisekartoffeln ausbringen, die durch veränderte Gene um ein Vielfaches größer sind und eine bestimmte industriell zu nutzende Stärke enthalten. Die Rüben sollen gegen die Viruskrankheit Wurzelbärtigkeit resistent sein.

Kritiker fürchten vor allem, daß die ausgesetzten Gene über den Stoffwechsel von Mikroorganismen andere Pflanzen und Tiere beeinflussen oder verändern können. Gefragt wird auch nach dem Nutzen der Genmanipulation für die künftige Landwirtschaft, in der bereits Überproduktion herrsche. Außerdem gab es zahlreiche religiöse, moralische und ethische Einwendungen gegen die „Eingriffe in die Schöpfung“.

Die KWS möchte die Freilandversuche, die nach ihrer Meinung wissenschaftlich voll abgeklärt sind, nach mehrjähriger erfolgreicher Laborarbeit und Glashausversuchen in dieser Vegetationsperiode beginnen, sagte der Vorstandsvorsitzende Andreas Büchting am Sonnabend der dpa. „Wir rechnen damit, daß wir die Genehmigung rechtzeitig bekommen“, meinte er. Büchting appellierte an die Kritiker, sich zu vergegenwärtigen, daß sich KWS die Entscheidung „nicht leicht gemacht“ habe. Erst nach langjährigen und intensiven Diskussionen im Hause und auch mit externen Experten sei man zu dem Schluß gekommen, daß das Experiment vertretbar sei. Neben den zahlreichen Kritikern hätten sich rund 3.000 Bauern für die Versuche ausgesprochen.

dpa