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Billige Drogen in Gröpelingen

■ CDU-Innenpolitiker Borttscheller fordert mehr Polizei und schwärzt Kulturvereine an

Billige Drogen in Gröpelingen

CDU-Innenpolitiker Borttscheller fordert mehr Polizei und schwärzt Kulturvereine an

Für die Sorgen und Nöte der Polizeibeamten hat Ralf Borttscheller, der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, immer ein offenes Ohr. Zum Beispiel für die der Beamten in Gröpelingen. Die offene Drogenszene sei dort „optisch verdrängt“, berichtet der Sprecher, doch der Drogenhandel floriere weiter — zu einem bundesweiten Rekord-Niedrigpreis für Heroin.

Es gebe in Gröpelingen eine Reihe von „Etablissements“, referiert Borttscheller die Vermutungen des Gröpelinger Revierleiters: „Kulturvereine“ — von „linken, rechten und kurdischen Türken“, und er versichert: „Wir wissen, daß diese Vereine ausschließlich mit dem Ziel gegründet werden, mit Drogen zu handeln.“

Bei einem „Stadtbummel“ im Gröpelinger Lindenhofviertel überzeugte sich der Abgeordnete selbst von der Existenz von „etwa einem halben Dutzend solcher Vereine“. Die Kulturvereine fungieren nach Darstellung des CDU- Politikers als „Handelsbörsen“. Auch die Mafia in New York habe einst solche „social clubs“ gegründet. Der Polizei sei der Zugang zu den Kulturvereinen aus vereinsrechtlichen Gründen verwehrt, die Beweislage „sehr schwierig“. Borttscheller: „Ein klassischer Fall, wo die Polizei ohne V-Männer ganz schnell ans Ende ihrer Möglichkeiten kommt.“

Die Innenbehörde hat nach Auskunft ihrer parlamentarischen Referentin Erika Pape-Post „Kenntnis von diesem Problem“, hält es aber „im Interesse einer vernünftigen Polizeiarbeit nicht für sinnvoll, damit an die Öffentlichkeit zu gehen“.

Nicht nur das Polizeirevier Gröpelingen hat Ralf Borttscheller in vier Jahren dreimal besucht, auch die Beamten in Oslebshausen haben ihm ihr Leid mit der knappen Besetzung und der mangelhaften Ausstattung geklagt. Der CDU- Abgeordnete: „Die Beamten sagen selbst, sie seien nicht in der Lage, einen geeigneten Beitrag zur Kriminalitätsbekämpfung zu leisten.“ — „Tiefe Verunsicherung“ hat Borttscheller bei den Polizisten in Oslebshausen beobachtet, die zudem eine Schließung ihres Reviers befürchten. Doch es gebe „keine Pläne“ mehr in dieser Richtung, sagt die parlamentarische Referentin der Innenbehörde. Allerdings sind ihr auch keine Planungen bekannt, das Revier personell aufzustocken. „Es mag wohl sein, daß nicht jede Wache voll besetzt ist“, räumt Erika Pape-Post ein.

Neueinstellungen bei der Bremer Polizei sollen die auf über 800 Stellen geschätzte Personalunterdeckung beheben. Gezielte Polizeieinsätze müßten daher häufig — wie im Ostertor — nach wenigen Monaten wieder aufgegeben werden, klagte der CDU-Politiker.

Nach Informationen von Ralf Borttscheller haben bisher 38 Bewerber, davon 21 Frauen, alle Tests bestanden. Um den Polizeiberuf attraktiver zu machen, fordert der CDU-Politiker höhere Einstiegsgehälter und bessere Aufstiegschancen für die Beamten.

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