: FAB im Miniformat
■ Nach der Entscheidung des Medienrats über die begehrte Frequenz muß der Fernsehsender 200 Mitarbeiter entlassen
Berlin. Ernste Gesichter gestern beim alternativen Fernsehsender FAB am Nollendorfplatz. „Stimmung? Wenn du sie festgestellt hast, kannst du sie vorbeibringen“, bellt ein Mitarbeiter den den taz- Reporter an.
Wut, Resignation und Unsicherheit regierten gestern in der Zentrale des Senders am Nollendorfplatz, nachdem der Medienrat am Wochenende beschlossen hat, die Lizenz für die terrestrische Frequenz (Kanal 5) nicht FAB, sondern dem Medienzaren Ulrich Schamoni zu erteilen. Von einer für ihn positiven Entscheidung hatte der Sender jedoch im Vorfeld seine Existenz abhängig gemacht. Weil zudem der Vertrag für das Regionalfenster des Senders auf der RTL-Frequenz zum Ende des nächsten Monats ausläuft, müssen nun 200 von rund 300 Mitarbeitern aus FAB und den ihnen zuarbeitenden 21 Produktionsfirmen gehen, wie der FAB-Vorstandsvorsitzende Paul Stutenbäumer gestern gegenüber der taz erklärte: „Wir haben noch nicht einmal die Zeit gehabt, alle Mitarbeiter zu informieren.“ Grundsätzlich sollen ab sofort alle Programme drastisch heruntergeschraubt werden. Erste Konsequenz: Das „Fenster aus Berlin“, das von Mittwoch bis Freitag täglich 45 Minuten auf der RTL-Schiene sendet, wird aller Voraussicht nach an diesem Mittwoch nur noch alte Konserven zusammenschneiden – die aktuelle Berichterstattung bleibt außen vor. Möglicherweise wird die verbleibende Sendezeit bis zum 31. März für Rückblicke auf alte FAB- Sendungen genutzt. Sie sollen den Zuschauern zeigen, warum die Weiterexistenz von FAB wichtig ist.
Für die Mitarbeiter bedeutet die Entscheidung des Medienrates einen tiefen Einschnitt: Neue Konzeptionen, wie etwa ein antirassistisches Programm, werden kaum realisiert werden können. Doch auch bestehenden Programmen droht das Aus. Im Senderaum wurde gestern das erste „Jüdische Magazin“ aufgenommen. Es soll am kommenden Freitag auf dem Kabelprogramm des Senders zum ersten Mal ausgestrahlt werden. Ein Mitarbeiter: „So wie es aussieht, wird es wohl auch unser letztes sein.“ Denn auch auf dem 24stündigen Kabelprogramm, das FAB noch bis Ende dieses Jahres nutzen darf, müssen Sendungen zusammengestrichen werden. Stutenbäumer: „Wie wir das auffülllen werden, wissen wir noch nicht.“ Enttäuschung vor allem in der Kinoredaktion, die gestern ihren letzten Beitrag zur Berlinale abgeliefert hatte. Karsten Hein, seit einem Jahr festangestellter Kinoredakteur, hatte rund 20 Interviews gedreht, die er nachträglich aufarbeiten wollte: „Die werden jetzt wohl nie gesendet werden.“ Severin Weiland
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