: Rüsselsuppe?
■ Kleine Rätsel für niemand in Lebensmittel-Läden
Im italienischen Lebensmittelladen Alimentari an der Humboldtstraße liegen Elefantenrüssel im Schaufenster. „Falsch“, sagt Hinrich Sachs; er hat Maniokwurzel schon mal gegessen. Und er weiß, was dieses afrikanische Nahrungsmittel aus dem Afro Shop (Bgm. Smidt Straße) zwischen Risotto und Lasagne soll: Sachs (Jg.62) ist ein Künstler, und dies ist eine Kunstaktion. Einen „Ringtausch“ zwischen deutschen und ausländischen Lebensmittelläden hat Sachs initiiert, und bei Holtorf am O'weg verblüffen Algen (?) des indischen Delipena Storer (Langemarckstraße) die biologischen Kichererbsen. Mit dabei: El Toro und El Khatib (Steintor) und das Asean Food Store ( Langemarckstraße).
Professionell wirkende Schildchen verweisen auf den „Leihgeber“. Parallel zum „Ringtausch“ hat Sachs im KünstlerHaus am Deich mit togolesischen Asylbewerbern allseits bekannte Verpackungen verfremdet und übersetzt: Corn Flakes heißen Ebli Bobo, Kaffee Zan Keli und Kartoffelbrei Akume. Wer flüchtig hinsieht, merkt nichts.
Die Aktion ist am Wochenende vorbei. Die Unordnung verschwindet wieder. Was bleibt, ist die Dokumentation. Und die Erfahrungen von Fremden mit Fremden und Fremdem. Erfreuliche Erfahrungen. Ob die zwei großen Bilder, die die beiden Männer aus Togo überraschend gemalt haben, in der Einfahrt des KünstlerHauses hängen bleiben, ist fraglich. Es wäre ein netter Zug; aber das Programm des Hauses heißt: Kunst sei temporär!
Bus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen