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Keine neue Achse zwischen Berlin und Tokio

■ Spannungen bei Gipfeltreffen in Tokio

Tokio (taz) – Der japanische Premierminister Kiichi Miyazawa hat am Donnerstag ausgeschlossen, daß Deutsche und Japaner gemeinsam auf eine Reform des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen drängen. In einem Gespräch mit deutschen Korrespondenten, an dem die taz teilnahm, versicherte Miyazawa: „Für Deutsche und Japaner gibt es keine gemeinsame Strategie, um im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen einen ständigen Sitz zu bekommen.“

Die Aussagen des japanischen Regierungschefs überraschen insofern, als Diplomaten auf beiden Seiten eine Abstimmung zwischen deutschen und japanischen Interessen hinsichtlich der UNO- Reform auf dem bevorstehenden deutsch- japanischen Gipfel für wahrscheinlich hielten. Bundeskanzler Helmut Kohl trifft heute zu seinem ersten bilateralen Japanbesuch seit zehn Jahren in Tokio ein. Die Begegnung wird in diplomatischen Kreisen mit Aufmerksamkeit verfolgt, da Deutschland und Japan zur gleichen Zeit nach einer Neudefinition ihrer weltpolitischen Rolle suchen, ausführliche Gespräche zwischen den Regierungen aber seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr stattfanden. Neues Gewicht hat dabei auch der Handelsstreit zwischen der zweit- und drittstärksten Wirtschaftsmacht der Welt erhalten. Seit 1990 weist die deutsche Handelsbilanz mit Japan ein Defizit von über 20 Mrd. Mark aus. Obwohl Deutschland und Japan verbal stets gemeinsam für den Freihandel fochten, will sich der Bundeskanzler stärker als bisher für die Interessen deutscher Unternehmer in Japan einsetzen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die fast komplette Abwesenheit japanischer Investitionen in den neuen Bundesländern. Deutsche Diplomaten kritisieren deshalb das strukturelle Ungleichgewicht in den Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. Seite 3

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