Kontrollen gegen Salmonellen

■ Geimpfte Hennen und Meldepflicht: Mediziner wollen Seuche stoppen, Anstieg dämpfen

Da bleibt der FeinschmekkerIn das gute Tiramisu im Halse stecken, und der leckere Wolkenpudding mit Eischnee will auch gar nicht mehr hinunterrutschen: Die Zahl von Salmonellenerkrankungen hat sich in Deutschland in den vergangenen sieben Jahren verfünffacht. 1992 seien knapp 200.000 Menschen mit den vor allem in Speisen auftretenden Bakterien infiziert worden. Laut Statistik sind 60 bis 80 Prozent aller Lebensmittelinfektionen auf Salmonellen zurückzuführen. Veterinär- und Humanmediziner haben daher am Freitag in Hannover Maßnahmen zur Eindämmung dieses „dramatischen Anstiegs“ gefordert.

Vor rund 300 Teilnehmern der 21. Tagung zur Umwelthygiene an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) sprachen sich Experten aus Forschung und Verwaltung für ein „koordiniertes System“ der Salmonellenbekämpfung aus. Professor Thomas Blaha von der TiHo-Außenstelle Vechta sagte, nicht nur der Tierbestand als „Drehscheibe der Salmonellenverbreitung“ müßte stärker als bisher kontrolliert werden. Auch sollte über die Einführung hygienischerer Brutverfahren und Impfungen beim Geflügel nachgedacht werden. 70 Prozent der Ursache einer Salmonelleninfektionen seien verseuchte Eier.

Ferner mahnten die Wissenschaftler eine schärfere Meldepflicht an. Brigitte Hoppe vom Gesundheitsamt Berlin meinte, es gehe nicht an, daß Ärzte den Verdacht auf Salmonelleninfektion fast nie meldeten, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben sei. Bei gemeldeten Fälle dauerten die Nachforschungen der Behörden mit bis zu 14 Tagen zu lang. Die Referenten der Tagung widersprachen der Auffassung, die beim Menschen vorkommenden Salmonellen seien mit Antibiotika nicht zu behandeln. Vielmehr seien gute Erfolge beim Einsatz dieser Medikamente erzielt worden.

Die Schwächsten trifft es wider zuerst: Die meisten Salmonellenerkrankungen träten bei Kindern bis zu vier Jahren auf, hieß es. Schon ein verseuchtes Eidotter reiche für eine Infektion aus. Ältere Menschen über 65 Jahren seien nur in sieben Prozent der Fälle betroffen; dafür gebe es in dieser Altersgruppe die mit Abstand meisten Todesfälle. Dabei ist der Selbstschutz der VerbraucherIn relativ simpel zu bewerkstelligen: Die Experten raten, Lebensmittel gut durchzukochen und unbehandelte Eispeisen wie Tiramisu wenn überhaupt kühl zu lagern und schnell zu verzehren. dpa