Wie der Makler so der Rentner

■ Der Kabarettist Georg Schramm stellt vor: "Solche Männer hat das Land"

stellt vor: „Solche Männer hat das Land“

„Politiker? Ja, bei Franz Josef Strauß wußte man gleich, daß das ein Drecksack war. Aber die heutigen Politiker sind doch nur noch Dreckspatzen.“ In der Kampnagel- Halle 4 nimmt einer den Namen des laufenden 7. Kabarett-Festivals Brandzeichen auf seine Art und brennt ein Feuerwerk von Bösartigkeit ab, zündelt ohne Unterlaß.

Georg Schramm ist gegenwärtig der beste Anwärter auf den Eintritt in die höchste Kabarettisten-Spielklasse, in die sich in den letzten Jahren beispielsweise Richard Rogler und Mathias Riechling scherzten und ätzten. Schramm überzeugt einerseits durch seine geistreichen wie gnadenlosen Texte, wie man sie vielleicht nur noch vom Duo Schroth/Konejung kennt, und zum anderen durch ein nicht genretypisches, hohes schauspielerisches Talent.

Da gruselt sich der ganze Saal, wenn der Konstanzer Kabarettist in seinem Programm „Solche Männer hat das Land“ nacheinander Widerlinge wie einen Makler mit einer Militär-Manie, einen spinnerten Performance-Künstler oder, Schramms Paraderolle, den griesgrämigen Rentner Lothar Dombrowski auf die Bühne zaubert.

Während der Mann die spielerisch dargestellten Typen nicht nur andeutet, skizziert, sondern glaubhaft verkörpert, schießt er aus allen Rohren. Da schimpft Rentner Dombrowski zum Asylgesetz: „Der Neger sitzt doch nicht im Busch und blättert im Gesetzbuch.“ Nicht nur einmal blieb den Zuschauern das Lachen im Halse stecken ob der Pointen-Schärfe, die der frühere Diplompsychologe immer wieder erreicht.

Bei der Zugabe wurde der Kabarettist sogar noch zotig — in einer trotzdem bestechenden Form. Als Fernsehpfarrer klopfte er das Apotheken-Wort für die Lümmeltüte auf den christlichen Gehalt ab: „Kondom. Kon-Dom? Was ist das für ein Dom, in dem nur einer stehen kann? Und in dem nicht mal Platz für Glocken ist?“

Wer nicht erst auf die NDR-Aufzeichnung warten will und von den „ARD-Satirefest“-Happen schon längst nicht satt wird, sollte die derzeitige Chance nicht versäumen. Das Programm ist noch bis Sonntag zu sehen. Raut Mert