: Mit der Metro durch den HVV
■ Eine elektronische Hilfe lotst den geplagten Kunden durch den Fahrplan-Dschungel
lotst den geplagten
Kunden durch den Fahrplan-Dschungel
„Immer öfter“: Diesen aus der Bierbranche bekannten Werbeslogan hält der HVV wie für sich geschaffen — so schreibt der Verkehrsverbund jedenfalls in der Einleitung zum Fahrplan 92/93. Allerdings: Selbst „Eingeweihte“ des HVV und seines Fahrplansystems verzweifeln manchmal an Fußnoten, Hinweisnummern und Sonderverbindungen, die über alle Seiten verstreut sind. Sollte es da im Zeitalter der Elektronik nicht eine bessere Lösung geben?
Gibt es. Aber nicht vom HVV, sondern vom Informatikstudenten Christian Deike, der kurzerhand einen Computerfahrplan für die U- und S-Bahnverbindungen in Hamburg schrieb. „Ich war genervt von den Autofahrern und wollte einfach einen kleinen Anreiz zum Umsteigen auf die Bahn leisten“, erzählt der 29jährige. So schrieb Deike zusammen mit seinem Partner Norbert Römer ein Jahr während jeder freien Minute an seinem Programm mit Namen Metro.
Nun ist Deikes Produkt aber nicht nur einfach ein elektronischer Fahrplan; der Student hat auch Kriterien wie die Umsteigebequemlichkeit und die durchschnittliche Gehgeschwindigkeit getestet. Christian Deike: „Ich bin mit der Stoppuhr neben den Fahrgästen hergelaufen und war erstaunt, mit was für einem Tempo die Leute rennen.“ Wer allerdings lieber gemächlich geht, kann dafür einen entsprechenden Wert eingeben, so daß der Computer die Verbindungen so wählt, daß man sich Zeit lassen kann.
Inzwischen hat nun auch der HVV von Deikes Metro-Fahrplan Wind bekommen und ist begeistert: „Wir haben das Programm auf Herz und Nieren überprüft und finden es ganz toll“, sagt Ursula Fellten, Pressesprecherin des HVV. Auch der HVV entwickelt zur Zeit ein ähnliches Computerprogramm, das aber nur für das Personal der Zugauskunft gedacht ist, dann aber auch Busverbindungen berücksichtigt. Daran arbeiten Deike und Römer allerdings auch schon und wollen zum Sommerfahrplan alle Busse einbeziehen, die im 10-Minuten- Takt fahren.
Wer nun immer noch so altmodisch ist zu glauben, ein Fahrplan in Buchform (oder im Kopf) sei einfacher zu handhaben, der darf folgende Aufgabe lösen: Wie kommt man am schnellsten zum Kaffeeklatsch zu Tante Amanda? Andrew Ruch
Der „Fahrplan per Computer“ ist für 18 Mark zu haben bei Christian Deike, Quickbornstraße 11, 2 Hamburg20.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen