piwik no script img

Bonn bürgt nicht für Israel

■ Israels Außenminister Peres hofft auf Überwindung von Neonazismus

Bonn (taz) – Der israelische Außenminister Schimon Peres hat gestern in Bonn die Hoffnung geäußert, daß die deutsche Gesellschaft den wachsenden Rechtsradikalismus überwinden kann. Peres war bei einem zweitägigen Besuch in Bonn mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Außenminister Kinkel und Wirtschaftsminister Günther Rexrodt (beide FDP) zusammengetroffen und hatte auch die Ergebnisse der hessischen Kommunalwahl angesprochen. Auf der Seite seiner deutschen Gesprächspartner habe er „sehr viel Sorge“ über den wachsenden Rechtsradikalismus verspürt, sagte Peres. Es sei ermutigend, daß viele Politiker, Bürger und Industrielle gegen den Rechtsradikalismus auf die Straße gegangen seien.

Peres forderte Deutschland auf, in den Nahost-Friedensverhandlungen eine größere Rolle einzunehmen. Im Mittelpunkt des Besuchs standen jedoch die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern. Bereits am Mittwoch hatten Peres und Kinkel eine Erklärung zur Vertiefung der wirtschaftlichen und technologischen Zusammenarbeit unterzeichnet. In Begleitung des Außenministers war eine elfköpfige Unternehmerdelegation, darunter der Chef des israelischen Unternehmerverbandes und Vertreter von Lebensmittel-, Textil- und Rüstungsindustrie. Sie trafen am Mittwoch abend mit einer Reihe deutscher Firmenvertreter zusammen. Die Israelis warben um deutsche Investitionen in Israel und für bessere Exportmöglichkeiten nach Deutschland. Kinkel versprach ihnen deutsche Unterstützung bei Handelsgesprächen mit der EG.

Ohne konkrete Antwort der Bundesregierung blieb der israelische Wunsch nach deutschen Kreditbürgschaften. Peres habe diese Frage angesprochen, konkrete Zahlen seien aber nicht genannt worden, hieß es in der israelischen Delegation. Tel Aviv wünsche keine Kredite, sondern lediglich diese Bürgschaften, wurde betont. Der israelische Sonderbeauftragte Asher Ben-Natan soll die Verhandlungen über diese Frage mit dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Dieter Kastrup, fortsetzen. hmt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen