: Handgranaten-Opfer war Rep-Funktionär
■ Attentat auf der Mühlendamm-Brücke: Mercedes-Fahrer soll Kriminelle in die Partei gebracht haben/ Ermittelnder Kripo-Beamter selbst früher „Republikaner“
Berlin. Die Kripo gibt sich offensichtlich im Fall des Handgranaten-Attentats auf den Mercedes des Sexkino-Geschäftsführers Frank Schulz ahnungsloser, als sie ist. Wie berichtet, war ein Zivi- Fahrzeug in unmittelbarer Nähe des roten Mercedes gewesen, als die Handgranate explodierte. Die von Medien geäußerte, von der Kripo aber dementierte Vermutung, Schulz habe unter Polizeischutz gestanden, hat jetzt neue Nahrung erhalten. Der taz wurde bekannt, daß ein Polizeibeamter, der ebenso wie Schulz früher Mitglied bei den rechtsextremen „Republikanern“ war, mit Ermittlungen in Sachen Schulz betraut ist. Eine Boulevardzeitung vermutet sogar, Schulz sei ein V-Mann. Am 26. November 1992 soll Schulz einen 34jährigen Mann in einer Kneipe in Prenzlauer Berg mit Schüssen schwer verletzt haben. Schulz tauchte danach unter, wurde dann aber doch wegen versuchten Totschlags verhaftet. Später wurde der Tatbestand auf schwere Körperverletzung abgeschwächt, und Schulz bekam am 24. Februar dieses Jahres Haftverschonung. Die Ermittlungen in dem Fall hat nach Informationen der taz der Polizeibeamte Frank Degen geführt. Degen war im Frühsommer 1989 Fraktionsvorsitzender der Reps geworden und hatte die Partei nach der Niederlage bei der Abgeordnetenhauswahl 1990 verlassen. Frank Schulz war 1989 Kreisvorsitzender der Reps in Tempelhof und soll in den Bezirksverband nach und nach eine ganze Truppe aus der Halb- und Unterwelt eingeschleust haben, darunter auch den mehrfach vorbestraften Karatekämpfer Dieter Jagdmann Mason, genannt „Chinesen-Kalle“. Der in Zuhälterkreisen verkehrende Mann war Leibwächter des damaligen Rep- Landesvorsitzenden Bernhard Andres. Im September 1992 wurde „Chinesen-Kalle“ tot im Düppeler Forst gefunden. Er war mit mehreren Schüssen umgebracht worden. Nach dem Sturz seines Freundes Andres hatte Schulz 1989 die Partei verlassen, angeblich, weil ihm diese zu liberal war. Der stellvertretende Tempelhofer Rep-Vorsitzende Detlef Mahn berichtete der taz, der Polizeibeamte Degen habe seinerzeit bei ihm nach dem untergetauchten Schulz gefahndet. Mahn betonte, daß Schulz zum Zeitpunkt seiner Tätigkeit als Rep- Vorsitzender ein „sauberes polizeiliches Führungszeugnis“ gehabt habe. Eine solche Überprüfung sei für Rep-Funktionsträger üblich.
In der Mopo wird Schulz mit den Worten zitiert, er habe in der Kneipe aus Notwehr geschossen. Den Handgranaten-Anschlag bezeichnete er als den zweiten Versuch, „mich zu erledigen“. plu
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