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Talk vor Gericht

■ Immobilienfirma klagt nach Talk-Show

Berlin (taz) – Walter Momper, Berlins Ex-Regierender, der unlängst in die berühmt-berüchtigte Immobilienbranche der Stadt wechselte, verlor beim TV-Talk die Contenance: „Nein“, sagte er trotzig, „das stimmt doch gar nicht.“

Momper, der sich anscheindend selbst immer noch gern als Anwalt der „kleinen Leute“ sieht, meinte, daß seine Firma keinesfalls Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umwandele. „Können wir nachweisen“, konterte sein Gegenüber, der ehemalige Kreuzberger Baustadtrat Orlowsky.

Das Streitgespräch der beiden Lokalgrößen fand statt bei „Talk im Turm“ von Sat.1. Thema des Abends: „Ist Wohnen noch bezahlbar?“ Geladen waren neben Orlowsky und Momper – nun Generalbevollmächtigter der Immobilienfirma Ellinghaus-Gruppe – auch Bauministerin Schwaetzer, der Hamburger Großgrundvermieter Vogel (beide FDP) und ein Obdachloser aus München.

Nach der Show erwirkte die Ellinghausgruppe eine einstweilige Verfügung, die Orlowsky unter Androhung eines Ordnungsgeldes von 500.000 Mark untersagt, künftig wörtlich oder sinngemäß zu verbreiten, die Ellinghaus-Gruppe betreibe die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Verhandelt wird heute vor dem Landgericht Berlin der Einspruch Orlowskys.

In einem der taz vorliegenden Protokoll der Ellinghaus-Chefsitzung vom 20. Juli 1992 heißt es übrigens unter anderem: „Für leerstehende Altbauten sollen in Zukunft grundsätzlich Abgeschlossenheitsbescheinigungen beantragt werden.“ Diese Bescheinigungen sind die Voraussetzung und der erste Schritt zur Umwandlung. Uwe Rada

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