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Greenpeace kommt Hoechst ist dicht

■ Chemieindustrie will trotz Störfallserie und eines Todesopfers keine externe Kontrollen

Frankfurt/Main (taz) – Der Versuch von Greenpeace, mit einem Meßwagen auf dem Werksgelände der Hoechst AG eigene, unabhängige Untersuchungen durchzuführen, ist gestern gescheitert. „Uns wurde das Werkstor vor der Nase zugeschlagen“, sagte Manfred Krautter, Chemiker bei Greenpeace, der zusammen mit sieben weiteren Experten der Umweltschutzorganisation den Chef der Hoechst AG, Wolfgang Hilger, beim Wort nehmen wollte. Krautter: „Hilger hat eine radikale Öffentlichkeitsinformation angekündigt, jetzt weiß man, was man von solchen Ankündigungen zu halten hat.“ Nach Informationen von Greenpeace haben im Werk auch PVC-Verkleidungen gebrannt und Dioxine emittiert.

Die Greenpeacler wollen neben dem Haupttor in Höchst, durch das am Nachmittag wieder der Werksverkehr rollte, ausharren, „bis sich etwas getan hat“ (Krautter). Das renommierte Fresenius Institut, so Greenpeace, würde stand-by darauf warten, die entnommenen Proben umgehend auszuwerten.

Inzwischen entbrannte ein heftiger Streit um die politischen Konsequenzen aus der Störfallserie bei Hoechst. Die Serie fand am Montag mit einer Explosion ihren bislang traurigsten Höhepunkt. Dabei wurde ein Mensch getötet und ein zweiter schwer brandverletzt. Während ein devoter Hoechst-Konzernchef Hilger die vom hessischen Umweltminister Fischer inzwischen auch vertraglich abgesicherten Kontrollen durch zwei TÜV-Landesorganisationen offenbar geschluckt hat, kam vom Bundesverband der Chemischen Industrie (VCI), dessen Präsident Hilger ist, Sperrfeuer. „Externer Sachverstand“, so VCI- Geschäftsführer Sahm, könne nicht für eine Erhöhung der Sicherheit sorgen. Die Betriebe der chemischen Industrie beschäftigten bereits „ausreichend viele Experten“. Und die Störfallserie bei Hoechst? Ein „Rätsel“ (Sahm).

Daß auch IG-Chemie-Boß Hermann Rappe externe Kontrollen für unnötig hält, hat bei der hessischen Landesregierung zusätzlich für „Unverständnis“ gesorgt, wie sich der stellvertretende Regierungssprecher Georg Dick ausdrückte. Mit solchen Stellungnahmen, so Dick, unterlaufe die Chemieindustrie ihre ersten Zusagen unter dem Eindruck der aktuellen Störfälle. Ein Sprecher der hessischen IG-Chemie verstieg sich gestern zu der Feststellung, daß Auflagen für die Chemieindustrie „in Krisenzeiten kontraproduktiv“ seien.

Im hessischen Umweltministerium tagte gestern eine Expertenrunde, die sich mit gesetzlichen Konsequenzen aus der Störfallserie befaßte. Nach Informationen der taz soll es dabei um regelmäßige externe Kontrollen durch den TÜV alle drei Jahre gehen – und um eine Novellierung der Störfallverordnung mit dem Ziel der Institutionalisierung von Spontankontrollen durch die jeweilige Aufsichtsbehörde. Bundesumweltminister Klaus Töpfer hat für morgen die Störfallkommission nach Köln geladen, um über effektivere Kontrollen für alle deutschen Chemieunternehmen zu diskutieren. Kpk Seite 6

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