piwik no script img

"In Stimmung bringen"

■ Der Pianist, Arrangeur und Komponist Willy Sommerfeld ist am Sonntag in Hamburg und begleitet Fritz Langs "Metropolis"

ist am Sonntag in Hamburg und begleitet Fritz Langs »Metropolis«

„Das Bild diktiert mir die Musik“, heißt die scheinbar einfache Faustregel, nach der der Pianist, Komponist und Arrangeur Willy Sommerfeld Stummfilme begleitet. Und das bereits seit 1922, als er in den Ufa-Filmstudios in Babelsberg schon bei den Dreharbeiten der Filme in den Kulissen am Klavier saß, „um die Darsteller, die ja stumm spielten, in Stimmung zu bringen und etwas anzuheizen.“

So auch bei Fritz Langs Metropolis, den er am kommenden Sonntag um 11 Uhr in den Zeise-Kinos live begleiten wird. Schon als 12jähriger hatte er seinen ersten öffentlichen Auftritt als Violin-Solist und legte als 16jähriger sein Staatsexamen als Musiklehrer ab — „das glaubt mir heute zwar keiner“, aber er hat das schriftlich. Die Eltern hätten eben Druck gemacht, daß er „was Vernünftiges“ lerne, und Willy Sommerfeld wußte schon früh, daß er als freier Komponist und Solist arbeiten wollte und folglich brachte er das Examen flott hinter sich.

Später wirkte er als Kapellmeister und Theaterkomponist in Braunschweig, Leipzig und Berlin, und wurde, als er den Nazis unbequem wurde, freier Mitarbeiter beim deutschen Kurzwellensender, begleitete Hörspiele live mit Orchester. Ausgestattet mit einem Dauerpassierschein leitete der Westberliner nach dem Krieg ein Orchester in Brandenburg und war musikalischer Leiter des Theaters in Potsdam. Mal frei, mal in festen Engagements ist Willy Sommerfeld bis heute im Dienst, ob als Filmbegleiter, als Musiktherapeut in einem Berliner Krankenhaus oder als Förderer von Nachwuchsmusikern, denen er zu Auftritten verhilft.

Hauptsächlich junge Leute, „die wie gefesselt sind von dieser alten Kunst“, sieht er in seinen Filmkonzerten. Und von denen ist keins wie das andere, denn er improvisiert jedes mal aufs Neue, wenngleich er auch musikalische Themen verwendet, für Metropolis beispielsweise Rachmaninov und Schubert. jk

Zeise, So., 21.3., 11 Uhr: „Metropolis“, 15 Uhr: Kindervorstellung mit Kurzfilmen von Charlie Chaplin

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen