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Klavierbau wie seit über 100 Jahren

■ Verschnörkelt oder glatt furniert mit Ringelmahagoni: Steinway erfüllt Pianoträume / Nur Elfenbein ist out

: Steinway erfüllt Pianoträume / Nur Elfenbein ist out

Weltweit sind sie in allen renommierten Konzerthallen vertreten, prominente Pianisten schwören auf ihren brillanten Klang: Die Flügel und Klaviere aus dem Hause Steinway & Sons — seit 140 Jahren ist ihr Ruhm ungetrübt.

In der Hamburger Steinway-Fabrik werden 1993 etwa 1000 Instrumente gebaut. „Quantitativ“ will Steinway den Markt nicht beherrschen. „Wir wollen qualitativ Marktführer bleiben“, meint Prokurist Werner Husmann. Seit Gründung des amerikanischen Unternehmens durch den deutschen Tischlermeister und Auswanderer Heinrich Engelhard Steinweg aus Seesen (Harz) steht Präzision für den Erfolg. Die Philosophie des Gründers, das „bestmögliche Klavier“ zu bauen, gilt bis heute. Jeder Flügel und jedes Klavier ist ein Original — aus 12000 Teilen zusammengefügt. Bauzeit: etwa ein Jahr.

Ein Blick in die Fabrikhallen zeigt: Ob Schreiner, Tischler, Lackierer, Klavierbauer oder Intoneure — gut 80 Prozent des Pianobaus sind reine Handarbeit. Das Typische eines Steinway-Instrumentes ergibt sich aus der Kombination von Konstruktion, Auswahl der Hölzer und Genauigkeit.

Ein Flügel von heute unterscheidet sich kaum von seinen älteren Brüdern. „Seit der Jahrhundertwende hat sich im Klavierbau nichts Bahnbrechendes verändert“, sagte Firmensprecherin Barbara Ascherfeld. Verwendet werden nur Massivhölzer (Fichte, Whitwood, Ahorn, Buche, Bubinga), die zunächst zwei Jahre im Freien getrocknet werden. Je nach Bestimmungsland des fertigen Produktes — ob für die Tropen oder Sahara — werden die Hölzer mit verschiedenen Feuchtigkeiten verarbeitet.

Den letzten Schliff geben die Intoneure, die mit Nadelstichen die mit Schafswolle bezogenen Hammerköpfe weichen und damit den typischen Steinway-Klang prägen. „Klar, kräftig und durchdringend muß er sein, damit er gegen ein Orchester anklingen kann“, sagt Gerd Fründ, der dem Unternehmen seit 34 Jahren treu ist. Bei der äußeren Gestalt hat der Kunde das Sagen: „Grundsätzlich ist dabei alles möglich“, meint Ascherfeld, „schnörkelig verziert im Stil Louis XV oder glatt furniert mit Nußbaum oder Ringelmahagoni“. Das traditionelle Modell bleibt aber das Beliebteste: 90 Prozent der Flügel verlassen schwarz und hochglanzpoliert die Werkshallen.

Neue Akzente setzte bei Steinway der Umwelt- und Naturschutz. Elfenbein für die Klaviatur wurde

11989 aus der Materialliste gestrichen und durch einen weißen Kunststoffbelag ersetzt. Zum Leidwesen der Pianisten, wie Fründ berichtet, da das Naturprodukt einst auch Schweißperlen aufsog. Dem-

1nächst soll Buchenholz aus dem Instrument verschwinden, „weil es im Verdacht steht, krebserregend zu sein“. Für Umwelt- und Arbeitsschutz investiert Steinway jährlich über eine Million Mark. „Den Grü-

1nen Punkt streben wir nicht an“, versichert Husmann. Denn: „Unsere Instrumente haben eine lange Lebensdauer und gewinnen auch mit zunehmendem Alter noch an Wert.“ Beate Kranz/dpa

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