: Neulich in der Linie 10 ...
■ Der Rächer
Neulich in der Linie 10 ...
Der Rächer
Ein schlechtes Beispiel hat sich offenbar ein ungehobelter Mitbürger an den jüngsten Polizeirazzien in der Bremer Straßenbahn genommen: In selbstherrlicher Selbstjustiz schmiß er einen schwarzen Mitfahrer — wohl weil ihm dessen Hautfarbe nicht paßte und angeblich weil er ein Dealer sei — zur großen Empörung und Entrüstung der anderen Fahrgäste aus dem Wagen.
So was hört man bei der Pressestelle der BSAG, die immerhin, aber offensichtlich ohne Erfolg, auf ihren Wagen gegen Ausländerfeindlichkeit wirbt, überhaupt nicht gern. „Das darf natürlich grundsätzlich überhaupt nicht passieren“, beeilt sich Sprecher Jürgen Lämmermann zu versichern. Und holt tief Luft, um über die „totale Verrohung insgesamt“ zu philosphieren. Nein, sowas sei der BSAG bislang überhaupt noch nicht untergekommen. Und schließlich was könne man tun? Schaffner? — Zu teuer! Da richtet Herr Lämmermann lieber „einen Riesenappell an die Fahrgäste, selbst aufzupassen“.
Zum Glück fahren gelegentlich auch Helden Straßenbahn und passen auf. Ein stoppelhaariger blonder Hüne begleitet von einem beeindruckenden Hundetier schnappte sich den Ausländerfeind: „So, Meister“, hub er drohend an und bugsierte den laut Protestierenden seinerseits ohne Erbarmen an der nächsten Haltestelle aus der Bahn. So ward die Gerechtigkeit — vielleicht nicht ganz im Sinne der BSAG, aber dafür zur Zufriedenheit aller Mitfahrenden — wiederhergestellt. dir
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen