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Antiquiertes Entsetzen

Entsetzen im Ostertor: Ein Arzt wird an der Versorgung eines Junkies gehindert, weil der von seinen Kumpels erst noch durchsucht werden muß. Er könnte ja noch ein paar Mark oder einen Druck in der Tasche haben. Das hat selbst die hartgesottenen Drobs-MitarbeiterInnen umgehauen. Sind die Menschen in dieser mörderischen Szene noch zu erreichen? Oder ist es dazu nicht schon zu spät? Wem ist es noch zuzumuten, in einer Einrichtung wie der Drobs zu arbeiten, wem, daneben zu wohnen, wem, die Szene ärztlich zu versorgen?

Entsetzen, die letzte menschliche Regung gegen die Resignation? Die Bremer Junkieszene ist keineswegs ein Randbereich unserer Gesellschaft, sie kommt geradewegs aus ihrem kalten Herzen.

Wenn die Gewalt in allen Bereichen zunimmt, wieso sollte ausgerechnet dieser Bereich davon ausgenommen bleiben? Wessen Kinder stehen da am Gifteck? Solche Fragen sind antiquiert, kein Mensch glaubt mehr daran, diese Gesellschaft könne sich in ihrem Kern noch einmal ändern. Schon gar nicht durch solche Fragen. Die Hoffnung ist schon begraben, spätestens in zwei Jahren haben wir auch das Entsetzen hinter uns. Reden wir doch am besten gleich über Polizeitaktik.

Jochen Grabler

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