Russland in Hamburg

■ Ein Kasachstaner lockt Sport-Migranten zieht es in die Hansestadt

Wenn Andrej Tscherkasow und Andrej Olschowski den deutschen Tennis-Assen in Moskau beim Davispokal ein Bein zu stellen versuchen, dann drückt ihnen eine Reihe von Tennis-Talenten aus der früheren Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, die jetzt in Hamburg leben, die Daumen. Ein Emigrant aus Kasachstan baut nämlich zur Zeit im Osten der Hansestadt ein Leistungszentrum für Spitzensportler aus dem früheren Ostblock auf. Waldemar Kluch heißt der Mann. Der 34jährige frühere Judoka finanziert das elf Millionen Mark teure Großprojekt und betreut mit seinem Unternehmen neben Tennis-Profis auch Eishockey- Nationalspieler und Eiskunstlauf- Olympiasieger.

„Wir holen die Sportler nach Deutschland. Wir bezahlen ihnen alles“, sagt der deutschstämmige Kluch, der seit 1971 an der Elbe lebt. In geschäftlichen Dingen verfügt er im Westen offenbar über ein goldenes Händchen. Erfolge in der Immobilien-Branche und im Inund Export-Bereich ließen ihn nicht ruhen. Vor vier Jahren gründete er die DIMA-Sportpromotion — eine Management-Agentur für Sportler aus dem Osten. Das Unternehmen ist eine Investition in die Zukunft: Vor allem von den Verträgen mit Nachwuchs-Athleten verspricht sich Kluch später eine hohe Rendite. Er kassiert erst, wenn seine Youngster siegen.

Im Tennisbereich hat er Larisa Sawtschenko-Neiland, die Nummer 37 der Weltrangliste, sowie Elena Brioukhowets (beide Ukraine) und Jelena Lichotsewadie, russische Junioren-Weltmeisterin von 1991, unter Vertrag. Auch dem 19 Jahre alten Wolkow-Ersatz im russischen Daviscup-Team, Efgeny Kafelnikow (252), wird von Kluch der Weg ins westliche Profilager geebnet.

„Wir haben es sehr schwer im Osten. In Hamburg sind viel bessere Bedingungen und ich kann in Ruhe trainieren“, sagt Natalia Medwedewa. Die 21jährige Tennisspielerin, derzeit auf Rang 54 der Welt, ist eines von Kluchs Aushängeschildern. Er finanziert der Ukrainerin eine Wohnung in Hamburg und besorgt Sponsoren. Medwedewa: „Jetzt habe ich sogar ein Privatleben.“ Tennis ist in der früheren SU vom Staat unterstützt worden. „Jetzt hat der Verband kein Geld mehr. Selbst Spitzenspielern fehlen Plätze, Schläger und Bälle“, erzählt Kluch. „Es spricht sich natürlich schnell rum, daß im Westen Leute sind, die helfen und die Sportler nicht ausnutzen.“ Aber der ehrgeizige Kluch hat noch größere Pläne: „Ich will schon 1993 ein Preisgeldturnier mit 100000 Dollar Siegprämie ausrichten.“ dpa