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Heiße Tage für Olympia-Kommission

■ Bei der Visite der IOC-Prüfungskommission rechnet der Verfassungsschutz mit Aktionen der autonomen Szene

Berlin. Unruhige Tage erwarten die Sicherheitsbehörden, wenn vom 17. bis 21. April die Mitglieder der IOC-Prüfungskommission in Berlin sein werden, um sich ein Bild über die Bewerbung der Stadt für die Olympischen Spiele im Jahr 2000 zu verschaffen. Nach Angaben des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) liegen mittlerweile Anhaltspunkte vor, daß die autonome Szene zu gewalttätigen Aktionen greifen und sich dabei von dem kürzlich an die Öffentlichkeit gelangten Strategiepapier leiten lassen wird. Darin werden unter anderem direkte Angriffe auf IOC-Mitglieder vorgeschlagen. Original-Ton: „bei einem ihrer zahlreichen besuche hier in berlin müßte einem von diesen korrupten geldsäcken am besten die fresse poliert werden (...)“. (Siehe auch Wortlaut in der taz vom 19.2.93)

Ein Sprecher des LfV betonte gegenüber der taz, es gebe konkrete Hinweise, nach denen die Vertreter der Kommission vor den Hotels „liebevoll empfangen“ werden sollten. Diese „sprachliche Ironie“ lasse darauf schließen, daß mit „gewalttätigen Handlungen“ zu rechnen sei. Außerdem müssen sich nach Erkenntnissen des LfV auch Sponsoren der Olympia-Bewerbung – unter anderem Mercedes Benz, Coca-Cola oder Hertie – auf Aktionen von seiten autonomer Anhänger einstellen. Man sei „mehr als skeptisch“, daß der Besuch „reibungslos über die Bühne gehen wird“. In der Innenverwaltung gibt man sich zugeknöpft. Sprecher Hans-Christoph Bonfert betont, man richte sich auf „alle Eventualitäten“ ein. Die Visite werde sorgfältig vorbereitet, „nicht nur von der Polizei“.

Wie die taz aus zuverlässiger Quelle erfuhr, bildet der Besuch der Kommission derzeit einen Schwerpunkt in der Arbeit von LfV, Staatsschutz und Polizei. Um die IOC-Mitglieder nicht zu gefährden, hätten sich die Verantwortlichen darüber verständigt, Informationen über die Unterbringung „sehr, sehr eng zu halten“.

Offenbar ist auch die neue „Ermittlungsgruppe Olympia“ bei der Kripo in Zusammenhang mit der IOC-Delegation zu sehen. Sie war am 16. März, einen Tag nach den Anschlägen auf mehrere Filalen der Berliner Bank, ins Leben gerufen worden. Ein Sprecher der Polizei versicherte, die seit längerem geplante Einrichtung dieser Gruppe habe sich jedoch „zufällig“ mit den Anschlägen „überschnitten“. Ziel sei es, den in letzter Zeit „gesteigerten Aktivitäten“ der Olympia-Gegner „effektiver“ zu begegnen.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen der nicht-militanten Olympia-Gegner auf Hochtouren. Höhepunkt soll eine Großdemonstration am 18. April bilden, die von der Berliner Anti-Olympia- Koordination (BAK) organisiert und von der Fraktion Bündnis 90/Grüne im Abgeordnetenhaus über diverse Gruppierungen bis zur PDS unterstützt wird. Angesichts der zu erwartenden Proteste steht die Olympia-GmbH schon jetzt vor einem Dilemma. Immerhin könnte zuviel Polizeipräsenz den erwünschten positiven Eindruck der IOC-Delegation nachhaltig trüben. Olympia-GmbH- Sprecher Christian Fürstenwerth hofft denn auch, daß die Sicherheitsvorkehrungen so gehalten werden, daß die IOC-Mitglieder „nicht durch abgeschottete Straßen oder durch einen Polizeikordon fahren müssen“. Severin Weiland

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