: Krempelmarkt am Potsdamer Platz vor dem Ende
■ Erst mal kein neuer Standort in Sicht/ Alternativvorschlag: Dreilinden
Berlin. Der Zeitpunkt ist, nach Ansicht des stadtentwicklungspolitischen Sprechers der SPD, Horst Kliche, geschickt gewählt, das Schicksal des Krempelmarktes sei damit besiegelt. Zum Monatsende läuft der Pachtvertrag zwischen dem Bezirksamt Tiergarten und dem Veranstalter des Freiluftbasars aus, denn das Gelände wird für den Bau des Daimler-Benz-Konzerns benötigt.
Ein weiterer Verbleib der rund 250 Gewerbetreibenden wird nicht geduldet, und eine Alternative für sie ist nicht in Sicht. Vorgestern konnten sie zum letzten Mal ihren Trödel feilbieten, am kommenden Sonntag werden potentielle Käufer nur noch eine staubigen Piste vorfinden. Wie der Sprecher der Innenverwaltung, Hans Christoph Bonfert, versicherte, wird dann die Polizei „das Recht durchsetzen“.
Die Innenverwaltung, so Bonfert, habe nie einen Zweifel daran gelassen, daß sie für eine Beendigung des Marktes sei, denn mit dem Wegfall des Krempelmarktes falle auch der Polenmarkt weg. Dort waren zuletzt am Sonntag 97 Personen überprüft und fünf von ihnen festgenommen worden. 24.000 Zigaretten wurden dabei sichergestellt.
Deshalb, so Bonfert, „haben wir klargemacht, daß, wenn der Vertrag ausläuft, der Markt zu Ende ist“. Wie der Tiergartener Finanzstadtrat Michael Urban (CDU) erklärte, hatte das Bezirksamt keine andere Möglichkeit als die Kündigung. Der Termin 31. März sei ihm vom Eigentümer des Geländes, dem Finanzsenator, vorgegeben worden, da ein späterer Zeitpunkt wegen der Baumaßnahmen von Daimler-Benz nicht möglich gewesen sei.
Das Abgeordnetenhaus kann sich, nach Kliches Einschätzung, wegen der Osterferien frühestens Ende April mit dem Schicksal der Händler befassen, bis dahin dürfte es jedoch zu spät sein.
Urban kann sich alternative Standorte für den Krempelmarkt durchaus vorstellen, allerdings nicht in seinem Bezirk. Die gleiche Haltung nimmt auch der Kreuzberger Bürgermeister Peter Strieder (SPD) ein. Ähnlich dürfte die Stellungnahme aller Bezirke lauten, auch wenn Klieche sich Standorte sowohl im Wedding als auch im Bezirk Mitte vorstellen kann. Strieder schlägt deshalb einen neuen Marktplatz an einem Ort vor, an dem kein Bezirk betroffen ist. Für ihn ist der ehemalige Kontrollpunkt Dreilinden das optimale Gelände. Dieser sei für polnische Kunden und Händler besser zu erreichen; auch würden dort keine Anwohner belästigt.
Auch Urban kann dieser „alten Idee des Bezirks Tiergarten“ einiges abgewinnen. Selbst die Innenverwaltung würde sich nicht sperren, allerdings nur, so schränkt Bonfert ein, wenn der Markt legal ist. dr
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