1,35 Mio sinnvoll investiert"

■ Kultursenatorin Christina Weiss zu Erfolg, Konzept und Zukunft des ersten Hamburger Medienfestivals MEDIALE

INTERVIEW

»1,35 Mio sinnvoll investiert« Kultursenatorin

Christina Weiss zu Erfolg, Konzept und Zukunft des ersten Hamburger Medienfestivals MEDIALE

Sie sind mit 1,35 Millionen Mark der größte Einzelfinanzier und darüber hinaus eine vehemente Verfechterin der MEDIALE gewesen. Sind Sie mit Verlauf und Ergebnis des Festivals zufrieden? War die Subvention in dieser Höhe gerechtfertigt?

Ja, die 1,35 Mio DM wurden sinnvoll investiert. Die MEDIALE hat ganz Hamburg beschäftigt und erstmals ein großes Publikum mit den künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten elektronischer Medien konfrontiert. Dadurch wurden neue Publikumsteile erreicht, die so zum ersten Mal zum Beispiel in die Deichtorhallen gezogen wurden. Die dortige Ausstellung Die vier Elemente war ein Riesenerfolg.

Es gab sowohl von Besuchern als auch von Journalisten heftige Kritik an der Konzeption der MEDIALE. Vorgeworfen wurden Thomas Wegner und seiner Crew vordringlich drei Dinge:

– Ein fehlender Leitgedanke. Die scheinbar willkürliche Einbeziehung von Veranstaltungen, die mit Medienkunst nichts zu tun hatten, verstärkte diesen Eindruck.

– Eine unzulässige Verquickung von Kunst- und Wirtschaftsinteressen.

– Eine mangelnde theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema.

Wie ist Ihre Meinung zu diesen Vorwürfen?

Eine neue Veranstaltungsart wie die diesjährige MEDIALE war dann erfolgreich, wenn der „Erstling“ Kritik weckt und zum Widerspruch herausfordert. Nur so kommt ein Dialog zustande, der weitere Veranstaltungen zum Thema Elektronische Medien, ihr Einsatz in der Kunst und der Eingriff in andere Lebensbereiche überhaupt erst

1möglich macht.

Ein wesentliches Merkmal der MEDIALE war der Zusammenschluß möglichst vieler Hamburger Kultureinrichtungen unter einem gemeinsamen Thema. Daß bei den zahlreichen beteiligten Projekten auch solche waren, die das Thema allgemeiner gefaßt haben als Auseinandersetzung mit Kommunikation und Grenzüberschreitung zwischen verschiedenen Medien, hat den Gesamteindruck nicht ernsthaft beeinträchtigen können.

Die Medienmesse Art & Fair, die ja besonders die Kritik herausgefordert hat, war eine in sich abgeschlossene Veranstaltung und als Messe – also Präsentation der Wirtschaft – gekennzeichnet. Allein die Tatsache, daß hier keine nüchterne Messeatmosphäre geschaffen wurde, sondern ein Künstler wie Robert Wilson die Gestaltung übernommen hatte, führt in meinen Augen noch nicht zu einer Vermischung mit anderen, rein künstlerischen Aktivitäten. Berührungsängste zwischen Kunst und Kommerz sitzen offenbar tief. Doch eines steht fest: ohne die Hilfe aus der Wirtschaft hätten die Künstlerinnen und Künstler nicht in diesem Umfang präsentiert werden können.

Das parallel zur MEDIALE verlaufende internationale Symposion INTERFACE II diente der theoretischen Beleuchtung verschiedener Aspekte zum Bereich Kunst und Technologie. Mit einem eindrucksvollen Programmangebot wurde der Frage nachgegangen, welche Chancen und welche Gefahren sich für den Menschen mit dem Einbruch der Elektronik in unseren Lebensraum ergeben. Von einer mangelnden theoretischen Auseinandersetzung kann also keine Rede sein.

Was hat Ihnen besonder gut, was gar nicht gefallen?

Höhepunkt der MEDIALE war für mich die Ausstellung in den Deichtorhallen Die vier Elemente.

Soll die MEDIALE in vier Jahren wieder stattfinden? Wenn ja, was wünschen Sie sich anders?

Die MEDIALE-Macher werden jetzt Erfolg und Kritik analysieren und auf dieser Grundlage eine Konzeption zum Weitermachen entwickeln. Die daraus gewonnenen Perspektiven ergeben dann die Basis, um über eine Fortführung der MEDIALE, die Form und den staatlichen Mitteleinsatz zu entscheiden.