Chinas voller Einkaufszettel

■ Rexrodt in Peking: China will deutsche Unternehmer bevorzugen

Peking (dpa) – Zwei deutsche ICE-Hochgeschwindigkeitszüge werden vielleicht bald in China probefahren. Ein Sprecher der AEG, Federführerin im Herstellerkonsortium des schnellen Zuges aus Deutschland, sagte gestern in Peking, man sei „sehr interessiert“, auf dieses Angebot des chinesischen Eisenbahnministers Han Zhubin einzugehen.

Käme das Geschäft zustande, hätte das ICE-Konsortium endlich erreicht, worauf es bislang vergeblich hoffte: einen Auslandsauftrag. Davon hat China reichlich zu vergeben. Das Riesenland kauft zur Zeit weltweit im großen Stil Investionsgüter für seine boomende Wirtschaft ein. In einem zehn Punkte umfassenden Wirtschaftsplan haben der deutsche Wirtschaftsminister Günter Rexrodt und seine chinesische Kollegin Wu Yi vereinbart, ihren gegenseitigen Handel auszubauen. Deutsche Firmen sollen in Zukunft selbst dann bevorzugt werden, wenn sie nur zu „gleichen Preisen“ wie ihre Konkurrenten liefern.

Exportsubventionen noch unbekannter Höhe auf deutscher Seite dürften fällig werden. Rexrodt mahnte seine Gesprächspartner dringlich, nicht immer „nach dem billigsten Angebot zu schauen.“ Ministerin Wu Yi legte gleich drei Einkaufszettel vor. Die Unternehmer-Delegationen, die den Minister nach Peking begleitet haben, gehen mit gefüllten Auftragsmappen nach Hause: Verträge über je sechs Airbusse A 300-600 an die Regionalfluggesellschaften China Northern und China Northwest im Wert von 1,65 Milliarden Mark sowie Optionen auf zehn Airbusse sind unterzeichnet. Die Firmen SMS Schloemann- Siemag AG (Düsseldorf), ABB (Mannheim) und Siemens (München) schlossen Lieferverträge über Ausrüstungen für vier Kaltwalzstahlwerke und eine Aluminiumhütte über 180 Millionen Mark ab. Krones (Regensburg) wird für zehn Millionen DM liefern.

Die noch amtierenden wollen mit den ehemaligen Kommunisten ins Geschäft kommen. Geschäfte im Volumen von 250 Millionen Mark sollten nach Wunsch Chinas möglichst schnell abgeschlossen werden. Die Takraf AG (Leipzig) könnte in China Hafenanlagen bauen, regte der chinesische Verkehrsminister an. SKL (Magdeburg) könne davon profitieren, daß China seine Schiffe modernisieren müsse, die aus der DDR stammten und früher schon mit SKL-Dieselmotoren ausgerüstet worden waren. Der Deutschen Waggonbau AG schlugen die Chinesen ein Joint-venture vor, der Bedarf an Eisenbahnwagen sei „enorm“, hat das deutsche Wirtschaftsministerium erkannt. Gedacht ist auch an eine Kooperation beim U-Bahn-Bau, der fällig würde, falls Peking den Zuschlag für die Olympiade 2000 erhält – der Berliner Rexrodt nahm's mit chinesischer Ruhe entgegen und versicherte, den Ministerpräsidenten Li Peng trotz aller Zustimmung zu den Wirtschaftsreformen an die Frage der Menschenrechte erinnert zu haben.