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Fuchsbau soll Glaspalast werden

■ Neues Konzept für Ansgari-Passage mit Philosophie des kleinteiligen Erlebniseinkaufes

Fuchsbau soll Glaspalast werden

Neues Konzept für Ansgari-Passage mit Philosophie des kleinteiligen Erlebniseinkaufes

Ein Sackbahnhof ist sie, die Ansgari-Passage: mit einem Mauseloch-Eingang, dunkel, trist, verwahrlost. Das soll nun alles anders werden: Der letzte Mieter ist im Januar ausgezogen, und noch im April will die Besitzerin, die Münchner Versicherungsgruppe Deutscher Lloyd, den Umbau starten. Ostern '94 soll sich der Fuchsbau in ein lichtdurchflutetes Einkaufszentrum gewandelt haben und fortan Lloyd-Center heißen.

Wie man das schaffen will? Mit einer neuen „Philosophie“, erklärte gestern Vorstandsmitglied Michael Bachmann. Mit der Philosophie des kleinteiligen Erlebniskaufens. Auf 5.000 Quadratmetern sollen sich rund 30 Fachgeschäfte um die Gunst der PassantInnen balgen. Damit diese kleinflächigen Geschäfte überhaupt überleben, müssen sie eine vergleichsweise geringe Miete zahlen: „Deutlich unter 150 Mark für den Quadratmeter“.

So hofft man, Apotheken, Cafes, Geschäfte für Musik oder Bastelbedarf, vielleicht ein Töpfergeschäft und natürlich auch ein bißchen „Textil“ in das Center zu bekommen. „Ich würde gern alles nehmen, was schön und gut ist“, faßte der Abgesandte der Versicherung seine Aufzählung zusammen. Zu seiner Vision von einem Erlebnis-Kaufen gehört außerdem ein „ganz normaler Lebensmittel-Supermarkt“, sowas gebe es ja sonst gar nicht mehr in der City. „Man muß in Bremen auch mal einen Traum haben“, fügte Bachmann fast trotzig hinzu. Schließlich müßten die Damen des Senats in ihrer Mittagspause doch irgendwo für ihre Familien einkaufen können.

Ändern wird sich nicht nur das Warenangebot, sondern auch die Architektur. Direkt zum Hanseatenhof hin, zwischen Lloyd-Passage und Bremer Carre, wird ein großer Eingang geschaffen, damit die PassantInnenströme aus der Lloyd-Passage umstandlos ins Lloyd-Center hinüber und hindurch zum Parkhaus am Brill fluten können. So stellt sich das jedenfalls Architekt Uwe Riethmöller vor. Die dunkelbraunen Aluminiumfassade soll einen hellblauen Anstrich bekommen, blau werden auch die „Schürzen“ über den Eingängen und die Glaslammellen über den Schaufenstern.

Vor allem aber: Die Schaufenster kommen den PassantInnen entgegen. Bislang beginnen die Auslagen erst weit hinter den trutzigen Pfeilern, künftig sollen die Schaufenster bis auch die Höhe der Pfeiler vorrücken. Kurz: Es ist überall „möglichst viel Glas“ geplant.

Selbstverständlich auch im Innern: In Form von zwei Kuppeln, einem Glasdach und verschiebbaren Glaswänden zwischen den Läden; für die Beleuchtungskörper wird gar eine Glaskünstlerin engagiert. Das alles sind Versuche, dem Gebäude das Fuchsbauartige zu nehmen. Nicht fehlen darf dabei ein „kleines Glastürmchen“ auf der Ecke zur Lloyd-Passage hin, ein städtebaulicher Akzent also, wie es auf Stadtplanerisch heißt.

Wieso der Deutsche Lloyd erst jetzt handelt, mußte sich Bachmann gestern fragen lassen, schließlich zeichnete sich der Niedergang der Passage schon vor Jahren ab. Die Mietverträge liefen zum Teil bis ins Jahr 2005, verteidigt sich Bachmann, außerdem habe man lange Zeit mit dem Bauressort gerungen.

Abstimmungsbedürftig war zum Beispiel die Verkleinerung der „Elefantenpfosten“, der dicken Säulen vor der Ansgari-Pasage. „Sie luden zu manchem ein, was man nicht machen soll in der Innenstadt“, drückte es Baustaatsrat Jürgen Lüthge dezent aus. cis

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