piwik no script img

Leben im Lichthaus

■ Die Saison beginnt mit einem Fest, den ganzen Sonntag lang / Kneipier gesucht

Es geht wieder los in Gröpelingen, wo die Welt fast zu Ende ist: KünstlerInnen, Ateliers, Gastateliers, Debatten, Kunst zum Gucken, Hören, Anfassen, alles wird es wieder geben im Lichthaus, dieser bildschönen Ruine, die früher mal das Arbeiteramt war, als es die AG Weser und den selbstbewußten Stadtteil dazu noch gab.

Die Künstlergruppe AG Lichthaus, die das seit 10 Jahren leerstehende Haus letztes Jahr entdeckte, kurzerhand okkupierte und mit Kunstaktionen und Debatten in Schlagzeilen und Bewußtsein brachte, hat durchgehalten über den kalten Winter; gute Konzepte und Ideen wurden ausgebrütet und eine Finanzierung zustandegebracht für die Saison, in der man keine Heizung braucht. Die Devise: von sich reden und hören machen, den Stadtteil erkunden und gestalten, mit verwandten GestalterInnen kooperieren.

Von April bis Oktober wird es im Lichthaus am Ende der alten Hafenrandstraße 10 Ateliers geben für Installation, Malerei und Druckgrafik und dazu 4 Gast- Ateliers für KünstlerInnen aus Danzig, die Wyspa-Gruppe. Das wird interessant, denn diese KollegInnen teilen die Erfahrungen der Hafenstadt, leben selbst inmitten einer Industriebrache, auch in einem ähnlich reizvoll verfallenen Haus.

Die Bremer KünstlerInnen wollen nicht bloß im Haus bleiben. Sie wollen Projekte erfinden, miteinander und fachübergreifend zwischen ArchitektInnen, MalerInnen, FotografInnen, sich dem Gebiet annähern, den Fährweg als Baustelle erkunden, sich im Areal zeichnerisch, fotografierend, verändernd bewegen. Womöglich kommen in dieser Landstadtschaft selbst Projekte heraus, die eingreifen, die Achse zwischen dem Stadtteil und dem Hafen über den Brückenkopf Atelierhaus betonen.

Zufällig, unplanbar, aber wild entschlossen zu Versuch und Versuchung, sollen sich die verschiedenen KünstlerInnen im Haus begegnen. Die meisten Türen im Haus fehlen ohnehin, an den vorhandenen gibt es keine Klinken. Am 4. April startet die Saison mit einem großen Fest, den ganzen Tag ab 11 Uhr, mit Neuer Musik (s. Kasten).

Womöglich findet sich sogar eine Gruppe, die eine Art Cafe oder einen gastlichen Treff hinkriegt im Haus. Mo Randies, Organisatorin des Projekts, und Claus Hammer von der Lichthof AG sagen: „Wir wollen die Geschichte wieder zeigen, mit ihr leben, an den Stadtteil anknüpfen und das Haus als Ausgangspunkt nehmen.“ Der Senator für Stadtentwicklung und der Beirat, die sich beide schon letztes Jahr an den lebhaften Debatten um das Haus beteiligten, geben Gelder, die knapp reichen könnten. Für die bunten Gastveranstaltungen im Haus müssen deren OrganisatorInnen dann finanziell selbst sorgen. Installationen, Ausstellungen und Theater wird es geben, auch einen großen Lichthof-Ball im Monat Mai, Debatten über Hafenquartiere und Lebensqualität, über den Bruch Bremer Geschichte, für den das Haus steht. Diese Leute sind einfach vernarrt in das Haus und machen schon Pläne für das nächste Jahr. Claus Hammer: „Wir werden das Haus weiter haben. Weil wir das wollen!“ S.P.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen