Hohe Mieten verdrängen Mittelstand

Sie hießen Spehr, Spielzeug- Rasch oder Hilcken — traditionsreiche Hamburger Einzelhandelsbetriebe, die in den vergangenen drei Jahren aufgeben mußten. „Der Mittelstand hat gegen die kapitalstarken Filialisten keine Chance“, warnt Ulf Kalkmann vom Hamburger Einzelhandelsverband.

Hauptursache: steigende Mieten. Zwar liegt Hamburg bundesweit bei Ladenmieten im Mittelfeld, doch kurze Kündigungsfristen und steigende Nachfrage treiben die Mieten nach oben. Ertragsschwächeren Branchen des Einzelhandels geht daher die Puste aus. „Die Vermieter sollten nicht die maximale Miete anstreben, um im eigenen Interesse die Branchenvielfalt und Attraktivität der Hamburger Innenstadt zu erhalten“, schlägt Kalkmann zur Lösung des Dilemmas vor. Sein Vorschlag: Die Immobilienbesitzer einer Straße bilden einen Mietenpool, aus dem diejenigen entschädigt werden, die unterhalb der Marktmiete vermieten.

Dieses Konzept funktioniert in den Passagen im westlichen Teil der Hamburger City. Dort wird ein attraktiver Branchen-Mix ermittelt und Mieten in einer Mischkalkulation so festgelegt, daß auch Newcomer zum Zug kommen können. In einem sind sich Handelskammer und Verbände einig: Der Gewerbe- Immobilienmarkt sollte nicht staatlich reglementiert werden. „Der Markt muß frei bleiben“, sagt Günther Petersen (Handelskammer). Auch die hohen Mieten seien marktgerecht, sie werden schließlich gezahlt. Der Einzelhandel habe die Mieten selbst mit hochgetrieben und die Vermieter an einigen Standorten mit immer höheren Angeboten bedrängt. dpa