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Die Oleum-Anlage stand schon auf der Prüfliste

■ Feuerwehrleute verhinderten Gefahr für die Bevölkerung in letzter Minute

Frankfurt/Main (taz) – Am Tag vor den beiden neuen Störfällen bei der Hoechst AG hatte der hessische Umweltminister Joschka Fischer (die Grünen) erstmals Umweltbeamte und TÜV-Mitarbeiter für den ersten unangemeldeten Sicherheits-Check zu Hoechst geschickt. Mehr als drei Stunden hielten sich die Experten im sogenannten Opta-Betrieb der Hoechst- Tochter Kalle in Wiesbaden auf. Dabei wurden zahlreiche technische Mängel aufgedeckt, die danach umgehend beseitigt worden seien. „Mit derartigen überraschenden Überprüfungen muß jetzt jede hessische Chemieanlage rechnen“, betonte Fischer. Die am Freitag geborstene Oleum-Anlage im Stammwerk der Hoechst AG stand übrigens bereits auf der Liste der vordringlich zu überprüfenden Anlagen.

Wie Greenpeace mitteilte, gehört die am Freitag im Stammwerk der Hoechst AG ausgetretene Substanz Oleum zu den Stoffen der zweithöchsten Gefährdungsstufe: „Sehr gefährlich! Aufenthalt im Gefahrenbereich nur mit voller Schutzkleidung und Atemgerät!“

Daß die ätzende Oleum-Wolke, die über Schwanheim und Kelsterbach hinwegzog, keinen größeren Schaden anrichtete, lag am Engagement der Feuerwehrmänner der Hoechst AG und der Frankfurter Berufsfeuerwehr. Die hatten die 7 bis 8 Tonnen Oleum, die nach Angaben der Werksleitung nach dem Bruch eines Glasrohres freigesetzt worden waren, noch auf dem Werksgelände mit Wasser niedergeschlagen. Die Wolke enthielt deshalb das gewebeverätzende Oleum nur noch in sehr verdünnter Konsistenz.

Frankfurts Feuerwehrchef Reinhard Ries atmete jedenfalls nach dem Einsatz tief durch: Falls das Oleum in konzentrierter Form über die Werksmauern geweht worden wäre, wäre es „sehr, sehr gefährlich“ geworden. kpk

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