■ Cannabis ist und bleibt als Nutzpflanze einfach unschlagbar: Hanfgras statt Atom
Was den Treibhauseffekt verursacht, ist bekannt – die Abholzung der Wälder und das Verheizen fossiler Brennstoffe. Wenig bekannt ist, daß es eine Alternative gibt, diesen Raubbau zu stoppen: eine einjährige Pflanze, deren Zellulose den Weltpapierbedarf decken kann, ohne daß ein einziger Baum fallen muß, und deren in Energie umsetzbare Biomasse jede andere Pflanze weit übersteigt – der Hanf (Cannabis Sativa).
Unter Anwendung der Pyrolysetechnik, so hat der Hanfforscher Jack Herer errechnet, könnten sechs Prozent des amerikanischen Ackerbodens bei der Bewirtschaftung mit Hanf den nationalen Bedarf an Öl und Gas ersetzen. Bei der Papierherstellung erbringt ein Hanfacker die mehr als vierfache Menge eines gleich großen Waldes – und zwar ohne den Zusatz von Chemikalien. Warum betrifft der allseits beklagte Bücherzerfall in den Bibliotheken nur Bücher ab Mitte des 19. Jahrhunderts? Weil zu diesem Zeitpunkt der Hanf als Papierlieferant durch industriell verarbeitetes Holz ersetzt wurde, dessen Sulfide und Sulfade jetzt im Wortsinne ätzend reagieren. Während etwa die Gutenberg-Bibel aus dem 15. Jhd. aus Hanfpapier sich noch blättert wie am ersten Tag. Fakten wie diese öffentlich zu machen und Schlüsse für die Praxis daraus zu ziehen, hat sich der im letzten Jahr gegründete Verein „Hanf Als Nutzpflanze Fördern“ (H.A.N.F.e.V., Üllendahler Str. 107, 5600 Wuppertal 1, Fax: 0202-316795) vorgenommen. Neben der Entkriminalisierung der „Droge“ Cannabis geht es den Aktivisten vor allem um ihre Wiedereinführung als Nutzpflanze und die Verbreitung des Wissens über die zukunftsweisende ökologische Nutzung des Hanfs. Franz Alts Schilfgras als Energiespender mag ganz gut sein, folgt man den Infos des H.A.N.F.-Vereins, kann die Parole indessen nur lauten: Hanfgras statt Atom! Jack Herers Hanf- Studie – als Underground-Publikation nach acht Auflagen in USA mittlerweile schon im Wall Street Journal diskutiert – wird übrigens Ende des Jahres auf deutsch bei Zweitausendeins erscheinen.
Einzig um die wohltuende Wirkung des Hanfs auf den menschlichen Geist geht es bei einem weiteren Projekt – der großen Hanf- Umfrage, die in der Schweiz und Deutschland im Joint-venture durchgeführt wird. Ein offiziell nahezu unbekanntes Wesen – der/die Hanfraucher/in – soll anhand eines Fragebogens erforscht werden, und über 800 Exemplare dieser Spezies haben bereits Auskunft gegeben. Um sicherzustellen, daß die Aussagen statistisch Hanf und Fuß haben, soll die Computer- Auswertung der Studie aber erst stattfinden, wenn mindestens 1.000 Teilnehmer beisammen sind. Deshalb sind alle Cannabis-FreundInnen aufgefordert, sich über ihren Umgang und die Erfahrungen mit dem Hanfdampf zu äußern. Der Fragebogen kann noch bis Ende des Monats beim Nachtschattenverlag (Ritterquai 2, CH-4502 Solothurn) oder bei Werner Pieper's Medienexperimenten (Alte Schmiede, D-6941) bestellt werden, die Rücksendung erfolgt (nat. anonym) an ein Schweizer Notarbüro.
Frühjahrszeit – Gartenzeit. Aus gegebenem Anlaß weisen wir darauf hin, daß der Besitz von Hanfsamen völlig legal ist, auch der Import der bekannt wirkstoffreichen Holland-Ware, etwa nach einem Besuch im Marihuana-Treibhaus C. Seeds (Aalsmerderweg 453, 1432 ED Aalsmeer, Holland). Wer allerdings diese prächtigen Körner gezielt mit etwas Wasser zum Leben erweckt, muß von Staats wegen immer noch mit Verhaftung rechnen. Glücklicherweise hat der Hanf aber auch die Eigenschaft, gaaanz zufällig und ohne menschliches Zutun fast überall wunderbar zu gedeihen. Rolf Achteck
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