: Filmfest Hamburg endgültig geplatzt
■ Filmbüro-Chef Teichert gibt Absage bekannt / Kulturbehörde wird für unrühmliches Ende verantwortlich gemacht
gibt Absage bekannt / Kulturbehörde wird für unrühmliches Ende verantwortlich gemacht
Torsten Teichert, Geschäftsführer des Hamburger Filmbüros, hat die Nase voll: „Wir fühlen uns von der Kulturbehörde in höchstem Maße düpiert.“ In einem Brief teilte der Vorstand seines Hauses gestern Kultursenatorin Christina Weiss mit, daß das Filmbüro die Organisation des für September geplanten 2. Filmfestes unter den von den Behörden diktierten Bedingungen „für ausgeschlossen“ halte. Monatelanges Hickhack zwischen der aus Filmbüro und AG-Kino bestehenden Filmfest GmbH und den Behörden waren der Absage vorausgegangen, die das Aus zumindest für das diesjährige Filmfest bedeutet.
Ein unrühmliches Kapitel Hamburger Filmpolitik findet so ein ebensolches Ende. Erst im vergangenen Jahr war die Kulturbehörde mit einem Papier gescheitert, das die wirtschaftliche und die kulturelle Filmförderung unter ihrem Dach bündeln sollte. Sowohl Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp als auch die graue Eminenz der Hamburger Filmpolitik, Thomas Mirow, Chef der Senatskanzlei, meldeten vehement Zweifel wie auch Mitspracherechte an. Nach innerbehördlichen Kontroversen entschloß man sich schließlich für die große Verbrüderung.
Denn 1994 soll gemeinsam ein wie auch immer geartetes, in jedem Fall aber großes Festival veranstaltet werden — auch aus diesem Grund wurde das diesjährige Festival vom Filmbüro abgesagt. „Das wird dann das Behördenfest“, witzelt Teichert, da bislang nicht geklärt ist, ob die Filmfest GmbH in die Konzeption der 94er-Veranstaltung eingebunden werden wird.
Schwierig würde die Organisation auch mit der Filmfest GmbH, immerhin zog sich die AG Kino bereits vor Wochen aus dem Aufsichtsrat zurück, weil sie sich von der Kulturbehörde nicht mehr hatte vertrösten lassen wollen. So konnte eine Leitung für das diesjährige Festival unter anderem deshalb nicht bestellt werden, weil man in den Behörden-Etagen die Entscheidung abwarten wollte, ob die Verleihung des europäischen Filmpreises Felix eventuell Hamburg zugesprochen wird.
Nun, sie findet in Brandenburg statt, und schade ist es um die öde Veranstaltung, die mehr als drei Millionen Mark kosten sollte, eigentlich nicht. Hamburgs Filmpolitik hätte indessen zum rechten Zeitpunkt etwas mehr Courage und weniger Hinhalten gut zu Gesicht gestanden. Auch ohne den Felix wäre schließlich ein profiliertes Festivalkonzept möglich gewesen. Christina Weiss gab immerhin bekannt, daß mit den freiwerdenden Geldern „nun mit anderen Veranstaltern Filmereignisse für das Hamburger Publikum“ finanziert werden sollen. Filmpolitisch eine matte Tat. Christa Thelen
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