Leben auf dem Schulhof: Junge Flüchtlinge

■ Containerdorf in Eimsbüttel: 21 Jugendliche aus Afrika und Osteuropa müssen nicht mehr auf der Straße übernachten

: 21 Jugendliche aus Afrika und Osteuropa müssen nicht mehr auf der Straße übernachten

Ein buntes Gesicht aus Stiefmütterchen und Primeln grinst den Besuchern entgegen, die Fahrräder vor der Tür laden zum Osterausflug ein: Doch auch das kann wenig darüber hinwegtäuschen, daß die triste Containerunterkunft nicht mehr als ein Notbehelf ist. Auf dem Schulgelände toben sich drei Jungen mit einem Fußball aus: Drei von 21, die vor wenigen Wochen das erste Containerdorf für minderjährige Flüchtlinge auf dem Schulgelände in der Rellinger Straße (Eimsbüttel) bezogen haben.

Einer der jungen Asylbewerber ist Ali. Der Vater des 15jährigen wurde umgebracht, seine Mutter verschleppt. Aus Angst vor Folterungen flüchtet der Junge von der Elfenbeinküste nach Hamburg. Mit den anderen Jungen aus Schwarzafrika und Osteuropa im Alter zwischen 14 und 16 Jahren lebt er jetzt hier in Eimsbüttel. Plätze für Mädchen, die nur selten kommen, gibt es in dieser Unterkunft nicht.

Vier Containerdörfer auf Schulhöfen wurden im letzten Monat aufgestellt, sie dienen 90 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen als Erstunterkunft. Zehn Hamburger Schulen haben sich nach einem Appell von Schulsenatorin Rosemarie Raab bereit gefunden, auf ihrem Gelände insgesamt 480 jugendliche Flüchtlinge aufzunehmen. Ohne dieses Notprogramm müßten viele der inzwischen rund 1000 minderjährigen Asylbewerber auf der Straße übernachten, berichtet Helmut Anneken-Redeker vom Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB), der die Leitung von sieben Containerdörfern übernahm.

Für das Containerdorf an der Rellinger Straße ist der 38jährige Pädagoge Sebastian Schwerdtfeger verantwortlich. Zusammen mit sechs weiteren Pädagogen kümmert er sich rund um die Uhr um die Jungen. Es sei schwer, etwas aus den Jugendlichen herauszubekommen, sagt Schwerdtfeger — das Beispiel von Ali gelte allerdings für viele. Die Jugendlichen wohnen zu zweit in den rund 15 qm großen Containern, jeden Morgen steht Deutschunterricht auf dem Stundenplan, der Nachmittag ist für Freizeitaktivitäten vorgesehen. Besonders gefragt sind Musik und Sport.

Nach den Planungen der Behörde sollen die Jugendlichen rund drei Monate in der Erstunterbringung bleiben. Bis dahin sollte die Vermittlung zu Verwandten oder bekannten Landsleuten erfolgt sein. Zuerst muß allerdings ein Vormund bestellt werden und vor allem ein Asylantrag eingereicht werden.

1Die Kinder der Grundschule haben ihren neuen Nachbarn mit großen „Welcome“-Plakaten begrüßt. Die Anlieger, so Schwerdtfeger, zeigen dagegen eher „reservierte

1Zurückhaltung“. Deshalb ist für den Mai ein Fest zum besseren Kennenlernen für Schüler, Nachbarn und Flüchtlinge geplant. taz/dpa