Die nötige Arroganz

■ Der SC Charlottenburg holte mit einem nie gefährdeten 3:0 beim SV Bayer Wuppertal zum ersten Mal den Meistertitel im Männer-Volleyball nach Berlin

Berlin/Wuppertal (taz/dpa) – Am Donnerstag hatten sie sich noch angebrüllt und vor allem Wuppertals Co-Trainer Stefan Mau war nach dem 1:3 seiner Mannen im ersten Finalspiel um die deutsche Volleyball-Meisterschaft so beleidigt gewesen, daß er Olaf Kortmann, seines Zeichens Coach des SC Charlottenburg, den gratulierenden Handschlag verweigerte. Die Charlottenburger hätten die Seinigen am Netz unflätigst beschimpft, „Arschloch“ und „Sau“ und Schlimmeres gesagt, und so die empfindliche Psyche der Wuppertaler über Gebühr strapaziert. Am Sonntag mußte aber auch Mau anerkennen, daß die Berliner nicht nur verbal, sondern wohl auch spielerisch die Besseren in den Finalspielen waren. Nach dem überraschend glatten 3:0 (15:8, 15:13, 15:11) für den SCC in Wuppertal zeigte sich Mau kleinlaut: „Wir haben gegen das bessere Team verloren, am Berliner Sieg gibt es nichts zu rütteln.“

Vor allem im Block und bei der Annahme waren die Berliner an diesem Tag deutlich überlegen. Auch wenn zeitweise der Angriff nicht sonderlich einfallsreich vonstatten ging und hauptsächlich mit Brachialgewalt über die Außenpositionen gepunktet wurde, hatten die Wuppertaler doch nie eine echte Chance. Beim Werksverein, der als erster der Punkterunde und damit als Favorit in die Play-Offs gegangen war, flatterten die Nerven derart, daß die Berliner noch nicht einmal mehr zur Kortmannschen Verunsicherungstaktik greifen mußten. Schon im letzten Jahr war Bayer im Endspiel gegen den Moerser SC unterlegen. Der letztjährige Meister war im Halbfinale gegen den SCC ausgeschieden.

Im Vorjahr war das Berliner Team, das sich neben dem Kanadier Kevin Boyles und dem von Post Telekom Berlin gekommenen Robert Dellnitz durchweg aus Spielern des letzten DDR-Meisters, SC Berlin, zusammensetzt, in seiner ersten Bundesliga-Saison mit Platz vier und der Niederlage im Pokalfinale knapp an einem Titel vorbeigeschrammt. „Ein Traum ist wahr geworden. Damit konnte ich nie rechnen: Im ersten Jahr in Berlin und gleich Meister. Es war von meinen Meistertiteln der überraschendste“, grinste Olaf Kortmann, der im Vorjahr mit den Frauen vom USC Münster Meister geworden war, und allgemein als alleinverantwortlich für den rasanten Leistungsschub des SCC gilt. Kortmann hat den vorzüglichen Volleyballern die nötige Arroganz hinterm Netz eingeimpft. Seine Schützlinge waren sehr gelehrig, also kein Wunder, daß er zufrieden ist: „Mir gefällt es in Berlin, das Umfeld stimmt, die Spieler sind Klasse. Was will man mehr?“

Das erste Finale der Frauen gewann der CJD Berlin zu Hause gegen Münster mit 3:2. Im Tie-Break lagen die Berlinerinnen bereits mit 5:10 hinten, siegten doch noch und sicherten sich damit eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel am 17. April in Münster. Die geradezu unmenschliche Nervenstärke seiner Spielerinnen erklärte Trainer Volker Spiegel folgendermaßen: „Noch nie haben wir in der Bundesliga einen Tie- Break verloren.“ to