ADFC-Festival ohne Schirmherr

■ Diepgen lehnt Unterstützung für Festival im Mai ab / Angeblich keine Zeit / Offenbar richtet sich die Ablehnung gegen die ADFC-Landesvorsitzende / Intrige bei den Senatsverwaltungen?

Berlin. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) muß sein dreitägiges Festival im Mai ohne Schirmherr feiern – zumindest ohne den Regierenden Bürgermeister Diepgen (CDU). Denn der lehnt eine symbolische Unterstützung offiziell aus Zeitmangel ab. Nach Informationen der ADFC-Landesvorsitzenden Uta Wobits sei das Nein des Bürgermeisters allerdings ganz anders begründet: Die Senatskanzlei soll alle Senatsverwaltungen aufgefordert haben, eine Schirmherrschaft für die Veranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum des Radler-Clubs abzulehnen, weil Wobit Verkehrssenator Haase (CDU) angeblich als Mörder beleidigt habe.

Die Senatskanzlei dementierte Wobits Darstellung nicht ausdrücklich. Während des „Festivals des Pedaleurs“ Ende Mai, das unter anderem von beiden deutschen Bahnen, der AOK und dem DGB mitveranstaltet wird, sei der Regierende Bürgermeister in Israel, und außerdem unterstütze die Kanzlei in diesem Jahr bereits mehrere Rad-Veranstaltungen, sagte Sprecher Michael-Andreas Butz. Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU), der nach der Bürgermeister-Absage um die Schirmherrschaft gebeten worden war, wollte gestern nicht erklären, warum die Umweltverwaltung das Festival nicht unterstützt. Immerhin erinnerte sich Wicke in diesem Zusammenhang daran, daß Wobit den Verkehrssenator im vergangenen Jahr für den Tod eines verunglückten Radfahrers mit Worten verantwortlich machen wollte, die in die Richtung von „das war Mord“ gegangen seien. Der Frage, ob es eine Anweisung der Senatskanzlei gebe, wich der Staatssekretär mit dem Satz aus: „Dazu möchte ich nichts sagen.“

„Ich habe den Senator nicht als Mörder bezeichnet“, widerspricht dagegen die Vorsitzende des 6.500 Mitglieder starken Fahrrad-Clubs. Möglicherweise habe sie auf der betreffenden „Verkehrswerkstatt“, zu der sie von der Verkehrsverwaltung für einen Beitrag eingeladen worden war, dem Senator Mitschuld an einem tödlichen Radunfall vorgeworfen. Denn wenige Tage zuvor sei ein Radfahrer an einer Straßenecke von einem Auto tödlich verletzt worden, für die der ADFC seit mehr als einem Jahr einen Radstreifen gefordert hatte. Die besondere Gefahr der Ecke sei dem Senator deshalb lange bekannt gewesen, doch seine Verwaltung habe auf den damaligen ADFC-Vorschlag nicht reagiert. Die Verkehrsverwaltung bestätigt diese Darstellung. Der Referent des Senators, Alexander Kaczmarek, berichtete, daß Wobit laut Protokoll nicht von Mord, sondern von einer „blutigen Quittung“ gesprochen habe. Ob der Verkehrssenator eine Schirmherrschaft ablehne, könne er nicht sagen, da der ADFC Haase um diese gar nicht gebeten habe.

Frau Wobit ist nun wegen der Haltung von Senatskanzlei und Umweltverwaltung verärgert. Weil beide keine Argumente gegen eine Förderung des Radverkehrs hätten, werde mit Polemik gearbeitet. Dirk Wildt