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■ Mit Inselstaaten auf du und duBald Land unter?

New York (IPS/taz) – Sonne, Zuckersandstrände, blaues Meer und Palmen – für Urlauber sind die kleinen Inselstaaten in der Karibik, im Pazifik, im Atlantik oder im Indischen Ozean das Paradies. Die Einheimischen hingegen sehen die Idylle bedroht, und zwar weniger durch die Touristenströme als vielmehr durch Umweltkatastrophen. „Schon viel zu lange sehen Besucher die Inseln nur als exotischen Urlaubsplatz“, klagte Robert van Lierop, UN- Botschafter Vanuatus und Sprecher der 41 Mitglieder starken Allianz kleiner Inselstaaten (AOSIS). „Während manche Menschen unsere Strände und Lagunen als Zufluchtsort betrachten, interessiert uns, wie wir der Armut und der Umweltzerstörung entkommen können“, so Lierop.

Nach Angaben der UN sind elf der 47 unterentwickeltsten Länder (LDCs) der Erde kleine Inselnationen, wie zum Beispiel die Malediven, Tuvalu und Kiribati. Ein Bericht der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) warnt vor allem vor der Instabilität der Volkswirtschaften kleiner Inselstaaten. „Ihre enorme Offenheit und die Enge ihres Wirtschaftsraumes machen sie verletzlich. Hinzu kommen die zahlreichen Naturkatastrophen wie Stürme, Vulkanausbrüche und Erdbeben“, listet UNCTAD auf.

Besonders Umweltprobleme wie die Erderwärmung und der steigende Meeresspiegel treffen die Inseln als erste, darüber sind sich die Experten einig. Sie haben ausgerechnet, daß bereits ein Anstieg der Meere um einen halben Meter einen Großteil der aus flachen Koralleninseln bestehenden Malediven versinken lassen würde.

Zu den verheerenden Auswirkungen der Überflutung, so warnte schon letztes Jahr der Wissenschaftsdirektor der Umweltorganisation Greenpeace, kommen noch weitere Gefahren hinzu. Die Zerstörung der Korallenriffe durch Abwässer und Müll, aber auch durch steigende Wassertemperaturen bedroht die Inseln ebenso stark. Einmal abgestorben, kann das Riff seine Schutzfunktion vor der Gewalt des Meeres nach etwa 20 Jahren nicht mehr erfüllen und bricht zusammen. Darüber hinaus bedrohen tropische Wirbelstürme, deren Zahl und Heftigkeit im Zuge der Erderwärmung vermutlich zunehmen wird, die Inselstaaten.

Solange die Emmission von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan nicht radikal eingeschränkt werde, warnen Klimaforscher, werden die Länder als erste darunter zu leiden haben, die für die Produktion dieser Gase am allerwenigsten verantwortlich sind.

Bei den Vereinten Nationen haben inzwischen die Vorbereitungen für die Konferenz über die bestandsfähige Entwicklung der Inselstaaten begonnen, die im April 1994 auf Barbados stattfinden soll. Australiens UN-Botschafterin in Genf, Penny Wensley, wurde am Freitag als Vorsitzende des Vorbereitungskomitees gewählt. Dies sei die erste Gelegenheit, die auf dem UN-Umweltgipfel beschlossenen Pläne in die Tat umzusetzen, erklärte Wensley.

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