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Hoechst zum Frühjahr: Blütenstaub für alle!

■ Störfall mit Farbstoff in Frankfurt-Höchst

Frankfurt/Main (taz) – War dies nun menschliches Versagen, technisches Versagen oder Filtersack-Versagen? Kurz vor 7 Uhr gestern morgen riß bei Umpumparbeiten des Farbstoffes „Permanentgelb DHG“ im Gebäude E 710 des Hoechst- Stammwerkes in Höchst ein Filtersack. Dabei traten rund 50 Kilogramm „Permanentgelb“ über das Dach des Produktionsgebäudes in die Umgebung aus. Nach Angaben der Hoechst AG soll „Permanentgelb“ kein Gefahrenstoff sein: „Eine orale Toxizität ist – bezogen auf Ratten – erst über 2.000 mg/kg nachgewiesen.“ Dennoch empfahl der Konzern bei Augenkontakt eine „gründliche Spülung mit lauwarmem Wasser“. Wie die Einsatzleitstelle der Feuerwehr weiter erklärte, habe sich der Farbstoff nur auf den Parkplätzen am Hoechster Tor Ost und auf dem Höchster Bahnhofsvorplatz niedergeschlagen. Die verunreinigten Gebäude im Werk würden „mechanisch“ durch die Werksfeuerwehr gereinigt, die gefärbten Fahrzeuge könnten kostenlos in der Waschanlage der Hoechst AG vom gelben Belag befreit werden. Den Hausfrauen empfahl die Hoechst AG euphemistisch den Einsatz von „Wasser und Seife“.

Noch am Sonntag morgen verteilten Mitarbeiter der Hoechst AG Flugblätter mit einer „Entschuldigung“ an die BürgerInnen. Das Pigment „Permanentgelb“ werde zum Färben von Kunststoffen und Lacken und zur Herstellung von Druckfarben verwendet. Es ähnele, so ein Hoechst-Sprecher, „gelbem Blütenstaub“.

Doch wird Hoechst immer sicherer: Dies erkennt die taz-Redaktion daran, daß sich trotz Aussetzens einer schönen Prämie (Badesalz „Blütenstaub“ der Firma Hoechst) niemand fand, der spontan den letzten der elf Störfälle seit Rosenmontag mit Datum erinnern konnte. Es war Freitag, der 2. April, ausgetreten war das ätzende Oleum. kpk

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