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Lotto und Stütze bei Tante Emma

Die 400 Einwohner in Nordheckstedt nahe der dänischen Grenze sind versorgt: Der kleine Lebensmittelmarkt von Rita Kräber ist jetzt ein „Nachbarschaftsladen 2000“. Er bietet verschiedene Dienstleistungen wie Post, Reinigung, Schuster, Lotto, aber auch Lebensmittel, Textilien, Obst und Gemüse. Das Geld dafür kommt aus Bonn, das nach dänischem Vorbild versucht, einige Tante-Emma- Läden auf dem Lande am Leben zu halten. Nordheckstedt ist eines von fünf Modellprojekten.

Pro Jahr steigt die Verkaufsfläche von Selbstbedienungsläden um fast 150 000 Quadratmeter. Allein 1992 stieg die Zahl der Discounter um 500 Geschäfte auf 6500. Der Umsatz des Lebensmittel-Einzelhandels fiel derweil real um ein Prozent. Verlierer waren die kleinen Lebensmittelgeschäfte. Den Verdrängungswettkampf haben bis heute nur knapp 7000 kleine Läden herkömmlicher Art überlebt. Durch das Wachstum der Konsumgüterindustrie hat sich die Produktpalette verdreifacht. Die betriebswirtschaftliche Mindestgröße für Einzelhändler wächst, Betriebe mit weniger als 400 Quadratmetern haben kaum noch eine Chance.

Rita Kräber ist mit dem Geschäft in ihrem Tante-Emma-Laden in Nordheckstedt zufrieden. Für den kleinen Laden war das neue Konzept die Rettung. Die Planer des „Nachbarschaftsladens 2000“ denken schon weiter: Rita Kärber könnte demnächst auch Wohngeldanträge ausgeben, Reisepässe verlängern und Sozialhilfe auszahlen. dpa

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